Ein Stern in der Magellanschen Wolke aus der Klasse der Roten Überriesen haucht langsam sein Leben aus: Der WOH G64 genannte Himmelskörper bläht sich immer weiter auf und gibt seine Masse an einen riesigen Staubgürtel ab. Das haben deutsche Forscher um Keiichi Ohnaka vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn zusammen mit Kollegen von der Europäischen Südsternwarte in Garching herausgefunden. Mit zwei zusammengeschalteten Teleskopen in Chile beobachteten sie zum ersten Mal die Details eines strebenden Sterns in der Nachbargalaxie der Milchstraße. In wenigen tausend Jahren wird WOH G64 in einer brillanten Supernova verglühen, die auch auf der Erde mit dem bloßen Auge zu sehen sein wird.
Die Forscher schalteten zwei Teleskope mit Spiegeldurchmessern von jeweils rund acht Metern zusammen. Die erhöhte Auflösung entsprach damit der eines 60-Meter-Teleskops. Damit könnte man von Bonn einen Tennisball auf dem Brandenburger Tor in Berlin erkennen, erläutern die Forscher. In der Magellanschen Wolke beobachteten sie mit dieser Optik den Stern WOH G64. Dieser befindet sich schon im Stadium eines sogenannten Roten Überriesen, der Schlussphase eines Sternenlebens: Ein Roter Überriese bläht sich immer weiter auf und stößt einen Großteil seiner Masse in den Weltraum ab.
Rund 10 bis 40 Prozent seiner Masse hat der Stern bereits an einen ausgedehnten Staubgürtel verloren. WOH G64 hat einen Radius, der der Saturnbahn entspricht ? dem Neunfachen des Abstands der Erde zur Sonne. Der Staubgürtel beginnt mit seiner inneren Kante beim 120-Fachen des Erdabstands von der Sonne und setzt sich fast ein ganzes Lichtjahr weit fort. Der Rote Überriese entstand vor mehreren Millionen Jahren und muss einmal die 25-fache Masse der Sonne gehabt haben, errechneten die Forscher aus den Beobachtungsdaten.
Mitteilung der Max-Planck-Gesellschaft ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer