Mit Aufnahmen vom Riesenteleskop VLT (Very Large Telescope) der Europäischen Südsternwarte (ESO) konnten jetzt Computermodelle des jungen Universums bestätigt werden. Wie Forscher um Palle Moeller aus Garching im Fachblatt Astronomy and Astrophysics berichten, war die Materie früher in netzartigen Strukturen, so genannten Filamenten, angeordnet. Das konnten die Forscher nachweisen, indem sie mit dem VLT in Chile die Umgebung eines 13 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasars unter die Lupe nahmen. Sie entdeckten dort mehrere sehr schwach leuchtende Galaxien, die wie Perlen auf einer Kette innerhalb eines solchen Filaments angeordnet waren.
Um die Galaxien sichtbar zu machen, bedienten sich die Forscher eines Tricks. Sie suchten nach der charakteristischen Strahlung von Wasserstoff-Wolken, die neu geborene Sterne umgeben. Normalerweise liegt diese sogenannten Lyman-Alpha-Linie des Wasserstoffs im ultravioletten Wellenlängenbereich des Lichtes. Bei weit entfernten Objekten wandert die Linie jedoch durch die Rotverschiebung ins sichtbare Licht. Da die Forscher die Rotverschiebung des Quasars kannten, benutzten sie einen optischen Filter, der nur die Wasserstoff-Strahlung durchließ, die etwa die gleiche Rotverschiebung wie der Quasar hatte. Auf diese Weise kam nur das Licht von Galaxien in der Nähe des Quasars durch.
Die Entdeckung der Forscher bestätigt Computermodelle, nach denen das Universum zunächst eine netzartige Struktur hatte. Die ersten Objekte innerhalb der Filamente waren sogenannte Lego-Blöcke („Lyman-alpha Emitting Galaxy-building Objects“), die später zu Galaxien wurden. Die ersten Galaxien befanden sich immer noch in den Filamenten, wanderten dann jedoch in die Knoten, in denen sich mehrere Filamente trafen. Dort bildeten sich Galaxien-Haufen, die aber immer noch durch unsichtbare „Brücken“, die Überreste der größten Filamente, verbunden waren.
Die Beobachtung der Forscher bestätigt damit heutige Vorstellungen von der Evolution des Kosmos, unter anderem die Theorie, dass 95 Prozent der Masse des Universums aus der rätselhaften „dunklen Materie“ besteht. Doch die Forscher wünschen sich noch bessere Teleskope, um das uralte kosmische Netz besser sichtbar zu machen.
Ute Kehse