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Wandernde Wirbelstürme

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Wandernde Wirbelstürme
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Falschfarben-Bild des Taifuns Usagi auf seinem Weg nach Hongkong (NOAA/ University of Wisconsin-Madison)
Bisher waren Wirbelstürme in erster Linie ein Phänomen der Tropen – mit nur sehr wenigen Ausnahmen wie dem Hurrikan Sandy im Jahr 2012. Aber in Zukunft könnten diese Superstürme immer häufiger außerhalb ihrer angestammten Zonen auftreten. Denn die Wirbelstürme wandern, wie US-Forscher festgestellt haben: In den letzten Jahrzehnten hat sich ihr Punkt der höchsten Intensität immer weiter vom Äquator weg nach Norden und Süden verlagert. Diese fortschreitende Polwärts-Wanderung bringt künftig auch die Küstenregionen in Gefahr, die bisher außerhalb der Gefahrenzone lagen, warnen die Forscher.

Tropische Wirbelstürme gehören zu den bedrohlichsten Naturgewalten – die Hurrikans Katrina im Jahr 2005 und Sandy im Jahr 2012 machten dies nachdrücklich klar. Unter anderem deshalb verfolgen Klimaforscher und Meteorologen intensiv, ob und wie sich diese Stürme unter dem Einfluss des Klimawandels verändert haben. So gibt es bereits erste Anzeichen dafür, dass Hurrikans und Taifune an Intensität gewinnen. Wie sich die Bahnen und die Orte des Landfalls dieser Stürme entwickeln, war allerdings weniger klar ersichtlich. James Kossin vom NOAA National Climatic Data Center in Madison und seine Kollegen haben diesen Trend nun genauer untersucht. Dafür werteten sie meteorologische Satellitendaten  der Zeit von 1981 bis 2012 aus und analysierten dabei im Speziellen die jeweilige Position, an der der Sturm seine höchste Intensität erreichte.

Das Ergebnis: Die Wirbelstürme wandern langsam aber sicher immer weiter in Richtung Norden und Süden, wie die Forscher berichten. Pro Jahrzehnt verschob sich die Position, an der sie ihre höchste Intensität erreichten, auf der Nordhalbkugel um 53 Kilometer nach Norden, auf der Südhalbkugel um 62 Kilometer nach Süden. Dieser Trend sei klar ablesbar und statistisch signifikant, konstatieren Kossin und seine Kollegen. Das Ausmaß dieser Wanderung ist dabei von Ozean zu Ozean leicht verschieden: Am stärksten macht sie sich im nordwestlichen Pazifik bemerkbar – einer Region mit ohnehin sehr vielen Wirbelstürmen. Etwas weniger im Nordatlantik und Ostpazifik. „Doch trotz dieser regionalen Unterschiede deuten die Daten darauf hin, dass es sich um ein globales Phänomen handelt“, so die Forscher.

Scherwinde, Wassertemperatur und bedrohte Küsten

Was diese Polwanderung der Wirbelstürme auslöst, ist noch nicht eindeutig geklärt. Mit Hilfe von Klimamodellen identifizierten die Forscher aber zwei wichtige Einflussfaktoren: Zum einen spielen Scherwinde eine große Rolle. Weht dieser Querwind am Entstehungsort der Wirbelstürme zu stark, dann zerstreut er feuchte Luft und Wolken und verhindert so die Bildung der typischen Sturmwirbel. Wie die Klimasimulationen zeigten, haben die Scherwinde in den Tropen zugenommen, in den angrenzenden Gebieten aber abgenommen. „Das könnte die Polwärts-Wanderung fördern“, so die Forscher. Zum anderen steigt durch den Klimawandel die Oberflächentemperatur der Meere – und damit die Zone, in der Wirbelstürme entstehen können. Denn dafür müssen die oberen Wasserschichten mindestens 26 Grad Celsius warm sein. Studien zeigen, dass sich diese Zone der warmen Meere in den letzten Jahrzehnten ausgedehnt hat. „Und wenn dieser Gürtel nach außen wächst, dann bewegen sich die Geburtsregionen der Wirbelstürme mit“, erklärt Koautor Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Wie genau beide Faktoren ineinandergreifen und was vielleicht noch mitspielt, müsse aber in weiteren Untersuchungen geklärt werden.

Sehr klar aber sind dafür die Folgen, die diese Wirbelsturm-Wanderung hat: „Jede Verschiebung in den Positionen, wo die Stürme auf Land treffen, wird offensichtliche Folgen für die Küstenbewohner und Infrastruktur haben“, konstatieren die Forscher. Während viele Regionen in den bisher typischen Hurrikan- und Taifungebieten auf die ständige Gefahr durch diese Stürme eingestellt sind, könnte es die bisher knapp außerhalb der Gefahrenzone liegenden Regionen unvorbereitet treffen. „Das Risiko für Schäden und Todesfälle wird in diesen Gebieten steigen, während es in den Tropen eher absinkt“, prognostizieren Kossin und seine Kollegen. Umso wichtiger sei es daher, diese Entwicklung weiter zu verfolgen und die genauen Gründe dafür aufzuklären.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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