Nach einem starken Erdbeben sprudeln Quellen einige Tage lang etwas heftiger als gewöhnlich. Die Erklärung für diesen seltsamen Begleiteffekt glauben amerikanische Wissenschaftler gefunden zu haben: Das Wasser stammt aus dem Erdreich und wird durch die Schüttelbewegung der Erdstöße aus den Poren des Bodens herausgetrieben, sagen Michael Manga von der Universität in Berkeley und seine Kollegen. Das meldet der Online-Dienst des Fachmagazins Nature.
Seit bei dem großen Erdbeben in San Francisco im Jahr 1906 der kuriose Wasserzuwachs zum ersten Mal beobachtet wurde, rätseln Geowissenschaftler über die Ursache des Phänomens. Das Erdbeben drücke wasserhaltige Gesteinsschichten zusammen und wringe sie aus wie einen Schwamm, vermuteten einige. Andere vertraten die These, dass sich mit den Erdstößen Risse in Wasser führenden Gesteinsschichten öffnen, durch die das Wasser dann schneller talwärts rinnt.
Nicht im Fels in der Tiefe, sondern in den oberen Bodenschichten liege in Wirklichkeit die Ursache, vermuten dagegen die Forscher um Manga. Die Geowissenschaftler hatten in ihrem Labor wasserhaltige Böden kräftig durchgeschüttelt und die dabei frei werdende Wassermenge ermittelt. Allerdings müsse man schon kräftig schütteln, um einen Effekt zu erzielen, fanden die Wissenschaftler heraus.
Dieses Ergebnis deckt sich mit den Messungen, die Geologen seit 1928 im Sespe Creek in Südkalifornien machten: Nur Erdstöße der Stärke 6 bis 7 auf der Richterskala ließen das Flüsschen anschwellen.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald