Wann der Mensch begann, mit Zahlen und Zahlsystemen zu arbeiten, ist nicht belegt. Doch vermutlich zählte und rechnete er zuerst mit den einfachsten Mitteln – seinen Fingern. In allen Hochkulturen kann man einen Hang zu den Zahlen 5 und 10 erkennen: Fünferbündel und römische Zahlen sind aus Einsern und Zehnern zusammengesetzt. Auch die Babylonier, die vor rund 5000 Jahren das erste Stellenwertsystem einführten, nutzten nur zwei Zeichen zur Darstellung von 1 und 10. Allerdings führte diese Schreibweise zu Unklarheiten. In Babylonien rechnete man übrigens mit einem Sexagesimalsystem, das auf der Basis 60 beruht.
Wann und warum sich schließlich das Dezimalsystem durchgesetzt hat, lässt sich nicht sagen, weil es keinerlei historische Dokumente gibt. Entstanden ist es vermutlich vor etwa 2300 Jahren in Indien. Damals gab es aber noch keine Null. Das erste Dokument mit den Ziffern 0 bis 9 stammt etwa aus dem Jahr 800. Dabei handelt es sich um eine Steintafel aus dem indischen Gwalior. Darauf wird das Dezimalsystem ausführlich und selbstverständlich benutzt, was nahelegt, dass es zu diesem Zeitpunkt schon länger existierte. Das Dezimalsystem ist heute weltweit das am weitesten verbreitete Zahlsystem – obwohl es nicht das praktischste aller Zahlsysteme ist. Mathematiker halten ein System mit der Basis 12 für viel besser geeignet, weil die 12 durch mehr Zahlen teilbar ist als die 10. Mehr über die Hintergründe und Finessen des Dezimalsystems verrät übrigens Professor Beutelspacher in diesem Heft auf S. 78.