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Was der Marsboden preisgibt

Astronomie|Physik

Was der Marsboden preisgibt
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Mars-Panorama: Aus etwa 400 Einzelbildern ist dieser Rundblick um die Landefähre Phoenix zusammengesetzt. Unten im Bild sind die ausgehobenen Gräben zu sehen. Bild: NASA/JPL-Caltech/U of A/Texas A and M
Sechs Tage, nachdem die amerikanische Raumfahrtagentur Nasa den ersten direkten Nachweis von Wasser auf dem Planeten Mars gemeldet hat, gibt es nun Hinweise auf eine unerwartete Chemikalie im Marsboden: Die Raumsonde Phoenix hat in zwei Bodenproben möglicherweise Perchlorat entdeckt, ein starkes Oxidationsmittel. Für alle, die hoffen, dass der Mars belebt ist, sind das eher schlechte Nachrichten.

Bislang sind die Ergebnisse der verschiedenen Analyse-Instrumente der Sonde Phoenix allerdings widersprüchlich. Während das Nasschemielabor MECA (Microscopy, Electrochemistry and Conductivity Analyzer) Anzeichen für Perchlorat im Marsboden entdeckte, fand das Gas-Analyse-Instrument TEGA (Thermal and Evolved-Gas Analyzer) keine Spur der Substanz in einer anderen Bodenprobe. „Das ist insofern überraschend, als frühere TEGA-Messungen von Oberflächenmaterial durchaus vereinbar mit der Anwesenheit von Perchlorat waren“, sagt Peter Smith von der University of Arizona in Tucson, der wissenschaftliche Projektleiter der Phoenix-Mission.

Das Gas-Analysegerät TEGA hatte in der vergangenen Woche erstmals Wasser im Marsboden nachgewiesen. Beim langsamen Erhitzen von Bodenproben im Analyse-Ofen musste bei null Grad Celsius besonders viel Wärme zugeführt werden. Das deutete auf die Anwesenheit von Wassereis hin, das bei null Grad flüssig wird und eine Extraportion Energie benötigt, um zu schmelzen. Anschließend wies das Massenspektrometer einige wenige H2O-Moleküle auch direkt nach.

Die Bodenproben stammten aus einer Schicht direkt über einer Lage weißen Materials, das die Phoenix-Forscher für Eis halten. Diese weiße Schicht ist allerdings so hart, dass die Schaufel am Roboterarm von Phoenix bislang noch keine Proben herauskratzen konnte. Mit einem speziellen Bohrgerät raspelte die Sonde einige Scheibchen von den Wänden des Grabens ab. Das Wasser, so ergab die Analyse, machte nur einen sehr geringen Anteil am Boden aus.

Wie schon bei früheren Proben erwiesen sich auch diese Mars-Bröckchen als äußerst klebrig. Erst nach einer Wartezeit von zwei Tagen lösten sie sich von der Schaufel und purzelten in die Analysekammern. Teammitglieder spekulieren, dass Salz das Eis zum Schmelzen bringt, wodurch es an den Instrumenten haftet.

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Die Chemie des unerwartet klebrigen Marsbodens gibt dem Phoenix-Team nach wie vor Rätsel auf. „Am Anfang haben die MECA-Ergebnisse auf einen erdähnlichen Boden hingedeutet, doch weitere Analysen haben unirdische Aspekte der Bodenchemie aufgedeckt“, sagt Smith. Mit Perchlorat enthält der Marsboden womöglich eine Substanz, die auf der Erde nicht lange überdauern könnte.

Bevor es die neue Entdeckung wissenschaftlich veröffentlicht, muss das Phoenix-Team aber noch ausschließen, dass das Perchlorat von der Sonde selbst stammt ? es könnte sich um ausgelaufenen Treibstoff handeln. Schon die Viking-Sonden hatten in den 1970er Jahren ein starkes Oxidationsmittel an der Mars-Oberfläche nachgewiesen. Bislang wurde meist angenommen, dass es sich um Wasserstoffperoxid handelte.

Nach den widersprüchlichen Ergebnissen der beiden Phoenix-Analysen rätseln die Forscher nun, ob Perchlorat auch im Marsboden nicht überall stabil ist. Womöglich kommt es nur in der Nähe der Oberfläche vor. Sollte das Eis in tieferen Schichten des Marsbodens ab und zu schmelzen, würde sich vorhandenes Perchlorat schnell zersetzen.

Mitteilung der Nasa Ute Kehse
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