Wie der gewaltige, schnurgerade Gebirgszug entstand, ist eines der Rätsel, die Iapetus umgeben. Genauso unklar ist es, wieso der 1500 Kilometer große Mond eine pechschwarze und eine schneeweiße Halbkugel besitzt. Die neuen Aufnahmen zeigen nun, dass es auch relativ viele gefleckte Zonen gibt. Das schwarze Material scheint zudem nur eine dünne Kruste auf dem Mond zu bilden, der ansonsten vor allem aus Eis besteht. „In den Bildern können wir erstmals kleine, helle Krater sehen, die offensichtlich die oberste dunkle Kruste durchschlagen und helles Material aus dem Untergrund ausgeworfen haben“, berichtet Gerhard Neukum von der Technischen Universität Berlin, dessen Team die Bildmotive für den Vorbeiflug auswählte. „Es sieht so aus, als sei die dunkle Deckschicht höchstens einige Meter dick.“ Womöglich stammt das pechschwarze Material von Vulkanausbrüchen auf Iapetus selbst, womöglich handelt es sich aber auch um Schutt vom Nachbarmond Phoebe.
Cassini näherte sich Iapetus am Dienstag bis auf 1600 Kilometer. Die Übertragung der Bilder verzögerte sich etwas, da die Sonde kurz nach dem Vorbeiflug von einem energiereichen Teilchen getroffen wurde und daraufhin in den Sicherheitsmodus versetzt wurde. Die Bilder, die während eines vier Stunden dauernden Zeitraums aufgenommen wurden, begeisterten die beteiligten Wissenschaftler: „Jede neu hereingekommene Aufnahme hatte ihren eigenen Charme“, schwärmt Tilmann Denk von der FU Berlin. „Die ersten Bilder im Gegenlicht unterstrichen die Formen der Landschaft; die schärfsten Bilder gaben einem das Gefühl, ganz nah dran zu sein. Die Bilder vom Abflug rückten schließlich die helle Hemisphäre mit ihrem komplexen Muster aus hellen und dunklen Gebieten ins Bildfeld.“