Viele Millionen Jahre durchquerte der riesige Fluss „Eridanos“ Nordwest-Europa. Der Strom bildete ein riesiges Delta vor der niederländischen Küste, in dem die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf den Fluss dokumentiert sind, fand die niederländische Forscherin Irina Overeem von der Technischen Universität Delft heraus.
Der Eridanos erstreckte sich von Skandinavien durch die Ostsee, am heutigen Nord-Polen und Deutschland vorbei durch Dänemark und die Niederlande bis ins heutige Nordsee-Becken. Er war der größte Fluss, den es jemals in Europa gab. Der Wasserlauf bildete sich vor etwa zwölf Millionen Jahren und existierte bis zu Beginn der Eiszeit vor einer Million Jahre. Erst schob sich das Inlandeis über den Flusslauf, dann überflutete die Ostsee große Teile des ehemaligen Stromes.
Die niederländische Forscherin untersuchte das Klimaarchiv des versunkenen Flussdeltas mit seismischen Wellen. So konnte sie die einzelnen, über die Jahrmillionen abgelagerten Schichten sichtbar machen. Overeem fand heraus, dass der Eridanos in Perioden mit warmem, feuchtem Klima nur wenig Sediment ablagerte, in kalten, trockenen Zeiten dagegen viel Schlamm transportierte. Die Forscherin führt dies darauf zurück, dass die Flussufer in kälteren Zeiten stärker abgetragen wurden, so dass der Eridanos verschlammte und sich oft ein neues Bett suchen musste.
Die Ergebnisse sollen dabei helfen, den Verlauf der großen niederländischen Flüsse, etwa des Rheins mit seinem Delta in den Niederlanden, für die nächsten paar hundert Jahre vorherzusagen.
Ute Kehse