Wissenschaftler waren so zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kontinentalplatten etwa 400 Kilometer „dick“ sind. Die Kontinentalplatten bestehen aus der Erdkruste und dem obersten Teil des Erdmantels. Sie „schwimmen“ auf den tieferen Erdmantelschichten und verursachen so die Verschiebung der Kontinente.
Geochemische Daten und Informationen, die man über den Wärmefluss im Erdinnern zusammengetragen hat, sprechen dagegen für eine Kontinentdicke von höchstens 250 Kilometern. Dafür spricht auch die Geschwindigkeit, mit der Regionen wie beispielsweise Skandinavien ansteigen, nachdem sie nach Ende der letzten Eiszeit vom Gewicht der Gletscher befreit wurden.
Allerdings kamen auch einige der seismischen Untersuchungen zu dem letzten Ergebnis. Romanowicz und ihren Kollegen ist nun aufgefallen, dass alle Forschungsarbeiten, die für die Kontinentdicke von 400 Kilometern sprechen, horizontal polarisierte Scherwellen untersuchten, während die, die als Ergebnis eine Dicke von 250 Kilometern erhielten, vertikal polarisierte Scherwellen untersucht hatten. Die meisten seismischen Wellen sind Scherwellen, das heißt sie schwingen quer zur Ausbreitungsrichtung – entweder horizontal oder vertikal.
Die Berkeleyer Geologen gehen davon aus, dass die horizontal polarisierten Wellen sich in einer Tiefe zwischen 250 und 400 Kilometern schneller bewegen als die mit vertikaler Polarisation. Das würde den Widerspruch auflösen und einheitlich für eine Kontinentdicke von höchstens 250 Kilometern sprechen. Der Grund dafür liegt ihrer Theorie zufolge in der Fließbewegung des Erdmantels unterhalb der Kontinente.