Es ist bekannt, dass die Fugger in Augsburg die „Fuggerei“ stifteten – eine der ältesten sozialen Wohnsiedlungen der Welt. Kaum jemand weiß dagegen, dass die bedeutende Kaufmannsfamilie der Reichsstadt im 16. Jahrhundert auch ein Spital gestiftet hat. Es handelt sich dabei um das sogenannte Schneidhaus. Und der Name war Programm: Die Ärzte, die dort arbeiteten, nahmen vor allem chirurgische Eingriffe vor. Der in ihrer Zeit außergewöhnlichen Einrichtung widmet sich jetzt eine Ausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt. Unter dem Titel „Steinreich. Das Schneidhaus der Fugger in Augsburg“ spürt sie noch bis zum 17. September 2023 den Geschichten rund um das Spital nach.
Die meisten Kranken, die das „Schneidhaus“ aufsuchten, litten an Eingeweidebrüchen oder Blasensteinen. So auch der 20-jährige Blasenstein-Patient Niclaus Kurtz, der 1624 in der Einrichtung erfolgreich operiert wurde. Seine Geschichte bildet den roten Faden in der Ausstellung. Hinweise auf die Erkrankung gab den Zeitgenossen ein Blick in den Nachttopf, der trüben Urin offenbarte. Ein solcher Topf findet sich, neben dem Altar eines „Steinheiligen“ und fein gearbeiteten chirurgischen Instrumenten, auch unter den Ausstellungsstücken. Im Mittelpunkt steht allerdings eine besondere Handschrift, die im Umfeld des „Schneidhauses“ entstand. Sie enthält Abbildungen von Blasensteinen und Angaben zu Patienten.
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