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Archaeopteryx: Nummer elf ist der älteste

Erde|Umwelt

Archaeopteryx: Nummer elf ist der älteste
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Dieser zuletzt entdeckte Vertreter von Archaeopteryx ist der bislang älteste. (Foto: O. Rauhut, LMU Munich)
Er ist geradezu eine Ikone der Paläontologie: der Urvogel Archaeopteryx. Doch eigentlich gibt es nicht nur einen – elf Fossilien werden der Gattung Archaeopteryx zugeordnet. Bei dem zuletzt entdeckten handelt es sich um das nun älteste bekannte Fossil, berichten Forscher. Vergleiche der unterschiedlichen Exemplare legen ihnen zufolge nahe, dass die Archaeopteryx-Vertreter so etwas wie „jurassische Darwinfinken“ gewesen sein könnten. Um in Zukunft vogelähnliche Raubsaurier besser zuordnen zu können, präsentiert das Team zudem eine neue Diagnosemethode.

Ein Mosaik aus reptilienartigen aber auch vogeltypischen Merkmalen zeichnen die Vertreter der Gattung Archaeopteryx aus. Die Funde, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen haben für viel Wirbel in den Naturwissenschaften gesorgt, denn der Urvogel schien als Übergangsform die Evolutionstheorie von Charles Darwin klar zu bestätigen. Alle bisherigen Fossilien wurden im sogenannten Solnhofener Archipel im heutigen Altmühltal entdeckt. Vor rund 150 Millionen Jahren lebten die Tiere dort in einer subtropischen Landschaft aus Inseln und Lagunen. Ein flaches Meer prägte diese Region im heutigen Bayern – ein nördlicher Ausläufer des Urmittelmeeres.

Wer sich für Paläontologie interessiert, hat beim Thema Archaeopteryx vermutlich das Bild des sogenannten „Berliner Exemplars“ vor Augen, das bereits in den 1870er Jahren im Altmühltal entdeckt worden war. Es gilt nach wie vor als das schönste und vollständigste Stück. Mittlerweile ist es aber nur eines von insgesamt elf. Das zuletzt entdeckte ist im Jahr 2010 gefunden worden. Diesem elften Exemplar haben nun die Forscher um Oliver Rauhut von der Ludwig-Maximilians-Universität in München eine Untersuchung gewidmet.

Elf statt zwölf Exemplare

Die geologische Analyse des Sedimentgesteins an der Fundstelle ergab, dass das Fossil den nun ältesten bekannten Vertreter der Gattung Archaeopteryx repräsentiert.
„Exemplare von Archaeopteryx kennen wir nun aus drei verschiedenen Gesteins-Einheiten. Die verschiedenen Funde decken einen Zeitraum von bis zu einer Million Jahre ab“, sagt Rauhut. Die anatomische Untersuchung des ältesten Fossils offenbarte Merkmale, die man bislang von Archaeopteryx nicht kannte, berichten die Forscher. „Sie zeigen unter anderem, wie ähnlich der Urvogel in vielen Merkmalen den fortschrittlichen Raubsauriern ist“, sagt Rauhut

Im Rahmen der aktuellen Studie haben er und seine Kollegen deshalb auch ein Diagnosesystem entwickelt, anhand dessen sich der Urvogel von anderen fortschrittlichen Raubdinosauriern unterscheiden lässt. Dies wurde notwendig, da viele Funde vogelähnlicher Raubsaurier in den vergangenen Jahren, vor allem in China, eine eindeutige Zuordnung schwieriger gemacht haben. Welche Bedeutung die genaue Zuordnung hat, konnte Rauhut in einer Studie im vergangenen Jahr zeigen: Er reduzierte die Liste der bekannten Archaeopteryx-Fossilen von zwölf auf elf. Er stellte fest, dass der vermeintlich erste Fund eines Archaeopteryx-Fossils aus dem Jahr 1861 in Wirklichkeit gar kein Urvogel ist. Die neue Diagnosemethode soll nun helfen, solche falschen Zuordnungen zukünftig zu vermeiden.

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Jurassische Darwinfinken?

Im Zuge der anatomischen Analyse des elften Fossils wurde den Forschern zufolge deutlich, dass die verschiedenen Exemplare der Gattung Archaeopteryx interessante Variationen aufweisen. „Auffällig ist insbesondere die starke Variation in der Bezahnung und somit möglicherweise im Nahrungserwerb – keine zwei Exemplare zeigen das exakt selbe Muster. Dies erinnert an die berühmten Darwinfinken und ihre Variation in der Schnabelform“, so Rauhut.

Die verschiedenen Darwinfinkenarten der Galapagosinseln sind Studien zufolge aus einer einzigen Ahnenart hervorgegangen, die vor etwa einer bis zwei Millionen Jahren die Inseln erreicht hat. Um unterschiedliche ökologische Nischen zu besetzen, haben sich die Vögel dort in verschiedene Arten aufgefächert, die sich in der Schnabelform, der Größe und im Verhalten unterscheiden. „Vielleicht hatte sich auch der Urvogel nach seiner Ankunft im Solnhofener Archipel auf den verschiedenen Inseln rasch in zahlreiche spezialisierte Arten aufgespalten und stellt somit sozusagen einen jurassischen Darwinfinken dar“, sagt Rauhut.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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