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CO2-Emissionen: Kein Ende in Sicht

Erde|Umwelt

CO2-Emissionen: Kein Ende in Sicht
Emissionen
Emissionsfahnen eines Kraftwerks. (Bild: Myshkovski/ iStock)

Während auf der Weltklimakonferenz in Madrid über ambitionierteren Klimaschutz verhandelt wird, kommen aus der Wissenschaft neue Daten zum Kohlendioxid-Ausstoß der Menschheit. Demnach werden die anthropogenen Emissionen aus fossilen Brennstoffen im Jahr 2019 einen neuen Rekordwert von knapp 37 Milliarden Tonnen CO2 erreichen. Mit 0,6 Prozent Zunahme gegenüber 2018 hat sich die Anstiegsrate dabei leicht verringert. Ein Grund dafür ist nach Angaben des Global Carbon Project der Rückgang der Kohlenutzung vor allem in Europa und den USA. Gleichzeitig steigt jedoch der Verbrauch von Erdgas und Erdöl weiter an. Ein Grund zur Freude seien die Werte daher nicht, so die Forscher.

Erst vor wenigen Tagen hat die Weltwetterorganisation WMO ihre Treibhausgasbilanz für das Jahr 2018 veröffentlicht – mit ernüchternden Zahlen. Demnach haben die atmosphärischen CO2-Werte mit gut 407 parts per million (ppm) neue Rekordwerte erreicht – eine vergleichbare CO2-Konzentration hat die Erde zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren erlebt. Auch die Gehalte der noch potenteren Treibhausgase Methan und Lachgas sind weiter angestiegen. Zusammen erhöhen sie den globalen Strahlenantrieb – und damit die Treibhauswirkung – um 43 Prozent, wie die Meteorologen berichteten. Ihre Bilanz erfasst allerdings alle Treibhausgase ungeachtet ihrer Herkunft – der Anteil der anthropogenen Emissionen geht daraus nicht direkt hervor.

CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen steigt weiter

Das holt nun die aktuelle Bilanz der CO2-Emissionen des Global Carbon Project nach. In ihr listen Robert Jackson von der Stanford University und sein Team auf, wie viel Kohlendioxid aus welchen anthropogenen Quellen in die Atmosphäre freigesetzt wurde – und auch, wie hoch der Anteil der einzelnen Länder ist. Demnach werden die anthropogenen CO2-Emissionen in diesem Jahr einen Wert von gut 43 Milliarden Tonnen erreichen – ein neuer Höchstwert. Von diesem Ausstoß entfällt der Löwenanteil mit knapp 37 Milliarden Tonnen auf die Nutzung fossiler Brennstoffe, unter den weiteren Quellen sind die Landnutzung und die 2019 besonders im Amazonasgebiet und in Indonesien grassierenden Waldbrände, wie die Forscher berichten. Insgesamt bedeutet dies, dass der CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen allein seit Abschluss des Klimaschutzabkommens von Paris im Dezember 2015 um vier Prozent gestiegen ist.

„Die aktuelle Klima- und Energiepolitik ist zu schwach, um den Trend in den globalen Emissionen umzukehren“, sagt Co-Autorin Corinne Le Queré von der University of East Anglia. Der CO2-Ausstoß liegt auch 2019 wieder deutlich höher als im Vorjahr – wenngleich die Zunahmerate im Vergleich zu 2018 und 2017 leicht abgenommen hat. So liegen die Emissionswerte 2019 um 0,6 Prozent über denen von 2018, wie die Forscher berichten. In den beiden Vorjahren waren die Zunahmeraten mit 1,5 und 2,1 noch etwas höher. Ob dies allerdings eine Trendwende im globalen CO2-Ausstoß darstellt, lässt sich aus diesen Daten noch nicht ablesen: „Die CO2-Emissionen schwanken von Jahr zu Jahr, aber es ist der langfristige Trend, der wichtig ist“, erklärt Joeri Rogelj vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in einem Kommentar. „Die geringe Verlangsamung in diesem Jahr ist wirklich kein Grund, übertrieben begeistert zu sein. Wir haben bereits in der Vergangenheit ein paar Jahre gesehen, in denen die Emissionen sogar unverändert blieben.“

Weniger Kohle, mehr Erdgas

Hoffnung macht allerdings ein weiteres Ergebnis der aktuellen Bilanz. Demnach geht die Verlangsamung der fossilen CO2-Emissionen vor allem auf einen Rückgang der Kohlenutzung in einigen Regionen zurück. Weltweit macht die Kohleverbrennung zwar noch immer rund 40 Prozent der fossilen CO2-Emissionen aus, im Jahr 2019 ist ihr Anteil aber um 0,9 Prozent zurückgegangen – mit starken regionalen Unterschieden. So verringerte sich der CO2-Ausstoß durch die Kohleverbrennung in den USA um elf Prozent, in der Europäischen Union um zehn Prozent. Die Stromerzeugung aus Kohle hat in der EU gegenüber 2018 sogar um 22 Prozent abgenommen, wie die Forscher berichten. „Die abnehmende Kohlenutzung in der EU und den USA verringert die Emissionen, schafft Arbeitsplätze und rettet Leben durch saubere Luft“, betont Jackson. Immerhin verlangsamt hat sich der CO2-Ausstoß aus Kohle in China, das allein für die Hälfte des weltweiten Kohleverbrauchs verantwortlich ist. Dort stiegen die CO2-Emissionen aus Kohlen zwar um 0,8 Prozent an, gegenüber den Vorjahren ist dies jedoch eine deutliche Verringerung.

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Dieser positiven Entwicklung gegenüber steht jedoch eine gegenläufige Tendenz bei den fossilen Brennstoffen Erdöl und Erdgas. Erdöl ist nach Kohle die zweitgrößte Quelle für fossile CO2-Emissionen und der von ihm verursachte Ausstoß hat sich dem Bericht des Global Carbon Project zufolge 2019 um rund 0,9 Prozent erhöht. Ebenfalls gestiegen sind die Emissionen durch Erdgas – um 2,6 gegenüber 2018. Insgesamt gehen 60 Prozent der Emissionszunahme aus fossilen Brennstoffen in den letzten Jahren allein auf das Konto der verstärkten Erdgasnutzung, berichten die Forscher. In diesem Zusammenhang warnen sie davor, Erdgas per se als klimafreundliche Brückentechnologie zu betrachten. Das gelte nur dann, wenn man eine Methanfreisetzung durch die Infrastruktur für Förderung und Transport verhindere und einen Großteil der Emissionen durch Technologie wie die CO2-Abtrennung und -speicherung vermeide, betonen Jackson und sein Team.

Insgesamt sehen die Forscher in den aktuellen Ergebnissen keinen Grund zur Entwarnung: „Die wissenschaftlichen Fakten sind klar: Wir müssen die CO2-Emissionen auf Netto-Null bringen, um die weitere Erwärmung des Planeten zu stoppen“, sagt Co-Autor Pierre Friedlingstein von der University of Exeter. Bisher allerdings sei man davon noch weit entfernt. Friedlingstein sieht dabei vor allem die Industrieländer in der Pflicht, mit dem Klimaschutz voranzugehen: „Die Emissionsminderungen der reicheren Nationen müssen die Zunahmen der ärmeren Länder übertreffen, weil deren Energiebedarf noch wächst“, betont der Forscher. Immerhin sei der durchschnittliche US-Bürger heute für dreieinhalb Mal mehr fossile CO2-Emissionen verantwortlich als der globale Mittelwert von 4,8 Tonne pro Kopf und Jahr.

Quelle: Global Carbon Project; Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/ab57b3; Earth System Science Data, doi: 10.5194/essd-11-1783-2019

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