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Corona: CO2-Ausstoß um 17 Prozent gesunken

Erde|Umwelt

Corona: CO2-Ausstoß um 17 Prozent gesunken
Emissionen
Verringerte Emissionen. (Bild: sharply_done/ iStock)

Die Corona-Pandemie und die Shutdowns haben sich auch auf die Treibhausgas-Emissionen der Menschheit ausgewirkt – zumindest vorübergehend. Einer aktuellen Schätzung zufolge wurden Anfang April weltweit pro Tag rund 17 Megatonnen weniger Kohlendioxid ausgestoßen als im Vorjahr. Den größten Anteil daran hatten Verkehr und Produktion. Anhalten werden diese Reduktionen aber nicht und auch im CO2-Gehalt der Erdatmosphäre machen sie sich bislang nicht bemerkbar, wie Messungen belegen.

Geschlossene Fabriken, Büros und Geschäfte, kaum Verkehr und wenig Konsum: Um der Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 Einhalt zu gebieten, haben viele Länder weltweit ihr öffentliches Leben und ihre Wirtschaft in den letzten Wochen stark heruntergefahren. Schon im März 2020 sorgte dies dafür, dass die Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen vielerorts messbar absanken, wie unter anderem Stickoxidmessungen per Satellit zeigten.

Täglicher CO2-Ausstoß um 17 Megatonnen niedriger

Welchen Effekt die Shutdowns auf die Emissionen von CO2 hatten, hat nun ein Team um Corinne Le Quéré von der University of East Anglia näher untersucht. Weil es allerdings bislang keine Echtzeit-Erfassung der CO2-Emissionen gibt und nationale Statistiken zum Teil um Jahre hinterherhinken, mussten sie eine Schätzung durchführen. Dafür werteten die Wissenschaftler die Daten laufender Erhebungen zu Energie- und Rohstoffverbrauch, Industrieproduktion und Verkehrsaufkommen in 69 Ländern aus. Dies ergänzten sie durch Informationen über das Ausmaß der Pandemie-Maßnahmen aus den verschiedenen Ländern und durch Satellitendaten zur Luftverschmutzung.

Die Schätzung ergab: Insgesamt haben die Emissionen von Januar bis April 2020 um 1048 Millionen Tonen CO2 gegenüber den Vorjahreswerten abgenommen. Anfang April lag der tägliche CO2-Ausstoß um 17 Megatonnen CO2 pro Tag niedriger als 2019 – das ist relativ zum Vor-Corona-Niveau von 100 Megatonnen ein Rückgang um 17 Prozent. Den größten Anteil an diesem Rückgang hat China mit einem Gesamtrückgang um 242 Megatonnen CO2, gefolgt von Europa mit 123 Megatonnen und Indien mit 98 Megatonnen CO2, wie die Forscher berichten.

C02-Rückgang
Rückgang des CO2-Austoßes in Deutschland nach Sektoren. (Bild: MCC/ TU Berlin)

Größte Rückgänge bei Verkehr und Produktion

Le Quéré und ihre Kollegen haben auch ermittelt, in welchen Bereichen am meisten CO2 eingespart wurde. Demnach entfällt der größte Anteil der Reduktion auf den Verkehr am Boden mit rund 7,5 Megatonnen CO2 pro Tag weniger. Darauf folgt die Produktion von Gütern und Dienstleistungen mit einem Rückgang um 4,3 Megatonnen täglich und die Stromerzeugung mit 3,3 Megatonnen CO2 weniger. Die CO2-Emissionen sind Luftverkehr prozentual mit 60 Prozent am stärksten zurückgegangen, in absoluten Zahlen liegt der Rückgang hier bei 1,7 Megatonnen pro Tag. Weil mehr Menschen im Homeoffice waren oder gar nicht arbeiten konnten, sind dafür die täglichen Emissionen aus Privathaushalten um 0,2 Megatonnen angestiegen.

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Wie stark sich die Zeit der Shutdowns auf die Gesamtbilanz des Jahres 2020 niederschlagen wird, hängt nach Angaben der Wissenschaftler stark davon ab, wie lange die Einschränkungen anhalten und wie schnell sich die Wirtschaft wieder erholten wird. Werden alle Beschränkungen bis Mitte Juni aufgehoben, könnte der CO2-Ausstoß für das Jahr 2020 um vier Prozent unter den Werten der Vorjahre liegen. Bleiben einige Restriktionen erhalten oder müssen wegen eines Neuaufflammens der Pandemie wieder eingeführt werden, könnte die globale Emissionsbilanz für 2020 rund sieben Prozent niedriger ausfallen als in den Vorjahren.

Effekt nur vorübergehend

„Diese extremen Veränderungen werden aber nur vorübergehend sein“, beton Le Quéré. „Denn sie spiegeln keine strukturellen Veränderungen der Wirtschaft, des Transportsektors oder der Energiesysteme wider.“ Um die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, müssten die Emissionen nicht einmalig, sondern Jahr für Jahr um sechs Prozent sinken. „Das muss die Politik im Blick behalten, wenn sie nach dem Eindämmen der Pandemie die wirtschaftliche Erholung organisiert“, betont Co-Autor Felix Creutzig von der TU Berlin. „Es ist durchaus möglich, den Klimaschutz dabei mitzudenken. Doch wenn dieser aufgeweicht wird, sind trotz des aktuellen Rückgangs langfristig sogar höhere Emissionspfade als ohne Corona wahrscheinlich.“

Quellen: Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), Technische Universität Berlin, University of East Anglia; Fachartikel: Nature Climate Change, doi: 10.1038/s41558-020-0797-x

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