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Dinos: Karriere durch Krise

Erde|Umwelt

Dinos: Karriere durch Krise
Die sogenannte Krise des Karnium ebnete offenbar den Weg für die Diversifizierung der Dinosaurier. (Foto: Para827/ istock)

Die Dinosaurier sind in unserer Vorstellung die großen Herrscher der Vergangenheit. Doch wie und wann genau wurden sie dazu? Forscher haben anhand von Fossilien aus den Dolomiten sowie Argentinien und Brasilien nun gezeigt: Die weltweite Diversifizierung dieser erfolgreichen Landwirbeltiere ereignete sich vor rund 232 Millionen Jahren – und damit zeitgleich mit einem dramatischen Klimawandel. Demnach zog diese sogenannte Krise des Karnium eine Phase des Aussterbens nach sich, die schließlich den Weg für die Ära der Dinosaurier ebnete.

Millionen Jahre lang waren die Dinosaurier die Herrscher der terrestrischen Ökosysteme unseres Planeten. Doch ihre Karriere fing bescheiden an: Die allerersten dieser Wirbeltiere tauchten zu Beginn der Trias vor rund 245 Millionen Jahren auf der Erde auf, als sich das Leben nach einem großen Massenaussterben langsam wieder über den Planeten auszubreiten begann. Zunächst waren sie allerdings nur eine unter vielen Gruppen von Urzeit-Reptilien – bis sie sich schließlich dramatisch ausbreiteten und zu den dominierenden Wesen ihrer Zeit avancierten. Doch wie und wann genau fand dieser Wandel statt?

Forscher um Massimo Bernardi vom Museum für Wissenschaft im italienischen Trient haben sich der bisher umstrittenen Frage nach dem Beginn der Dinosaurier-Diversifizierung nun gewidmet. Dafür werteten sie Spuren von Urzeit-Echsen in den italienischen Dolomiten aus, die im Zeitalter der Dinosaurier an der Ostküste des Superkontinents Pangäa abgelagert wurden. Die Fußabdrücke gehören zu den am genauesten datierten Dino-Spuren der Welt und offenbarten bei genauer Betrachtung ein eindeutiges Muster, wie die Wissenschaftler berichten. Findet man zuvor nur wenige Spuren, tauchen ab der Zeit zwischen 234 und 232 Millionen Jahren vor heute plötzlich Unmengen davon auf.

Weltweite Explosion

Diesen Befund verglichen Bernardi und seine Kollegen mit Skelettfossilien aus Argentinien und Brasilien und stellten dabei fest: Dort scheint exakt zur gleichen Zeit eine wahre Explosion stattgefunden zu haben. „Es war aufregend zu sehen, dass die Fußabdrücke und die Skelette dieselbe Geschichte erzählten und wie markant der Wechsel von ‚kaum Dinosaurier‘ zu ‚fast überall Dinosaurier‘ war“, konstatiert Bernardi. Damit scheint klar: Die Phase der Diversifizierung der Dinosaurier ist weltweit ungefähr zeitgleich vonstatten gegangen. Was aber löste diese abrupte Veränderung aus?

Wie das Team berichtet, fällt die explosionsartige Entwicklung der Saurier in einen Zeitraum, in dem noch ein weiterer dramatischer Wandel stattfand: ein globaler Klimawandel. In dieser sogenannten Krise des Karnium wurde das meist wüstenartige Klima des Superkontinents zwischenzeitlich feucht und dann wieder trocken. Ursache dafür war wahrscheinlich eine Episode starken Vulkanismus, die den Gehalt von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre veränderte und die deutlichen Klimaschwankungen nach sich zog. „Nirgendwo sonst auf der Welt ist die Krise des Karnium so gut dokumentiert wie in den Dolomiten“, sagt Mitautor Piero Gianolla von der Universität Ferrara. „Der Klimawandel vor 232 Millionen Jahren ist buchstäblich in den Felsen eingeprägt.“

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Aussterben folgt Aufstieg

Durch Analysen von Sedimentabfolgen konnte das Team die Auswirkungen der Klimakrise auf die verschiedenen Lebensräume und Ökosysteme detailliert rekonstruieren. Demnach fand damals am Land wie im Wasser eine Phase des Aussterbens statt – ein Prozess, der den Weg für die Ära der Dinosaurier ebnete. Doch auch der Grundstein für die Diversifizierung vieler anderer Gruppen wie der Eidechsen, Krokodile und Schildkröten wurde den Forschern zufolge zu dieser Zeit gelegt – wichtigen Landtieren unserer heutigen Ökosysteme. Bernardi und seine Kollegen bezeichnen die Entdeckung der Verbindung zwischen der ersten Diversifizierung der Dinosaurier und der Krise des Karnium als unerwartet und revolutionär.

Gleichzeitig offenbart sie auch eine gewisse Symmetrie in der Geschichte dieser erfolgreichen Landwirbeltiere: Ihr Aufstieg lief nach demselben Muster ab wie ihr Untergang. Denn es war bekanntermaßen ebenfalls eine Krise und ein darauf folgendes Massenaussterben, das vor 66 Millionen Jahren das Ende der Dinosaurier bedeutete. Mit ihrem Verschwinden machten die Dinos schließlich den Weg für die Dominanz einer anderen Gruppe von Lebewesen auf unserem Planeten frei: der Säugetiere und schließlich des Menschen.

Quelle: Massimo Bernardi (Museum für Wissenschaft, Trient) et al., Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-018-03996-1

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