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Ein Dinosaurier als Missing-Link

Erde|Umwelt

Ein Dinosaurier als Missing-Link
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Abguss des 2015 in Chile entdeckten Chilesaurus-Fossils (Foto: Evelyn D'Esposito / CC-by-sa 2.0)
Ein 2015 in Chile entdeckter Dinosaurier könnte sich als entscheidendes Bindeglied der Dinosaurier-Evolution erweisen. Denn dieses 150 Millionen Jahre alte Urzeit-Reptil ähnelt in vielen Merkmalen den zweibeinig laufenden Raubdinosauriern. Gleichzeitig jedoch ist es ein Pflanzenfresser und besitzt ein Becken ähnlich dem der Vogelbecken-Dinosaurier – und damit der Gruppe von Triceratops, Stegosaurus und Co. Nach Ansicht der Forscher könnte Chilesaurus daher eine Übergangsform zwischen diesen Großgruppen der Dinosaurier gewesen sein – ein Missing Link.

Lange schien der Stammbaum der Dinosaurier klar gegliedert: Einen Ast bildete die große Gruppe der Vogelbecken-Dinosaurier (Ornithischia) mit Pflanzenfressern wie dem Triceratops oder Stegosaurus. Den zweiten Ast teilten sich die langhalsigen, pflanzenfressenden Sauropoden und die zweibeinig laufenden Theropoden, die Gruppe von Raubdinosauriern, zu der auch der berühmte Tyrannosaurus rex gehörte. Beide zusammen bildeten die Großgruppe der Echsenbecken-Dinosaurier (Saurischia). Allerdings: So einfach die Einordnung der meisten fortgeschritteneren Dinosaurierformen in dieses System war, so problematisch erwiesen sich einige Fossilien, die Merkmale von Vogelbeckensauriern und Theropoden in sich zu vereinen schienen. Seltsam auch: Die Vögel mit ihrem eindeutig „vogeligen“ Becken wären demnach nicht aus den Vogelbecken-Dinosauriern entstanden, sondern aus Echsenbecken-Dinosauriern. Bereits Anfang dieses Jahres zog eine Forschergruppe um Matthew Baron von der University of Cambridge aus diesen Diskrepanzen die Konsequenz: Sie sortierten den Dinosaurier-Stammbaum kurzerhand um. Ihrer Ansicht nach sind demnach die Theropoden eine Schwestergruppe der Vogelbecken-Dinosaurier und gehören damit nicht zu den Saurischia.

Jetzt könnte ein 2015 im Süden Chiles entdecktes Fossil diesen neuen Stammbaum der Dinosaurier stützen – und sich als entscheidendes Bindeglied in der Evolution der Urzeit-Echsen erweisen. Der Chilesaurus lebte vor rund 150 Millionen Jahren und war offenbar ein Pflanzenfresser, wie seine großen, flachen Zähne belegen. Gleichzeitig jedoch ähnelt dieser Dinosaurier in verblüffend vielen Merkmalen den räuberischen Theropoden. „Der Chilesaurus sieht fast aus, als wäre er aus verschiedenen Tieren zusammengeflickt“, erläutert Baron. In welche Gruppe der Dinosaurier dieses Fossil gehört, blieb daher unklar. Frühere Studien ordneten es unter Vorbehalt den frühen Theropoden zu. Ob diese Einordnung stimmt, haben Baron und seine Kollegen nun genauer überprüft. Sie verglichen 457 Merkmale des Chilesaurus mit denen von 76 anderen Dinosaurierarten.

Zwischen Ornithischia und Theropoden

„Die Ergebnisse unserer Analyse deuten darauf hin, dass Chilesaurus kein Theropode war, sondern ein Mitglied einer frühen und bisher unbekannten Linie von Vogelbecken-Dinosauriern“, berichten die Forscher. Das Fossil könnte damit nahe am Scheidepunkt dieser beiden Dinosauriergruppen stehen – und so wertvolle Hinweise auf die Evolution der Theropoden und Ornithischia liefern. So besaß Chilesaurus bereits das typische, geräumige Becken der Pflanzenfresser, hatte aber noch nicht ihren schnabelartigen, harten Kiefer. „Dies zeigt, dass die Vogelbecken-Dinosaurier offenbar zuerst ihren großen Magen- und Darmtrakt entwickelten“, sagt Baron. „Ihre Kiefer dagegen passten sich erst später vollständig an die pflanzliche Nahrung an.“ Gleichzeitig lief Chilesaurus aber wie die Theropoden auf seinen kräftigen Hinterbeinen und auch seine Kopfform erinnert eher an die Raubdinosaurier als an die pflanzenfressenden Ornithischia.

Nach Ansicht der Paläontologen könnte Chilesaurus damit eine Art Missing Link der Dinosaurier-Evolution darstellen – eine Urzeit-Echse, die dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Theropoden und Vogelbecken-Dinosauriern noch sehr nahesteht. „Vorher kannten wir keine Übergangsformen zwischen diesen Gruppen“, sagt Baron. „Doch die ungewöhnliche Mischung der Merkmale positioniert Chilesaurus an eine Schlüsselposition in der Dinosaurier-Evolution.“ Seine Entdeckung trage dazu bei, eine der großen Trennungen der Dinosaurier-Großgruppen näher zu beleuchten. Die Forscher vermuten, dass es im Späten Jura noch weitere solcher Übergangsformen gegeben haben könnte. „Sollte diese Hypothese stimmen, dann warten noch weitere, ähnliche Dinosaurierformen auf ihre Entdeckung“, so Baron und seine Kollegen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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