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Ein Flugsaurier in der Wüste

Erde|Umwelt

Ein Flugsaurier in der Wüste
Pterosaurier-Schädel
Schädelknochen von Caelestiventus hanseni (Foto: Nate Edwards/ BYU Photo)

Flugsaurier waren 150 Millionen Jahre lang die unangefochtenen Herrscher der Lüfte. Doch über ihre Anfänge ist mangels Fossilien bisher kaum etwas bekannt. Jetzt haben Paläontologen im US-Bundesstaat Utah eines der ältesten und besterhaltenen Pterosaurier-Fossilien entdeckt. Der rund 200 Millionen Jahre alte Pterosaurier ist einer der wenigen Vertreter dieser Flugechsen aus dem Zeitalter der Trias – und er ist der einzige seiner Zeit, der in einer ausgedehnten Sandwüste lebte.

„Flugsaurier waren die ersten Wirbeltiere, die den aktiven Flug meisterten“, erklären Brooks Britt von der Brigham Young University in Utah und seine Kollegen. Von der späten Trias vor 215 Millionen Jahren bis zu ihrem Aussterben am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren dominierten sie den Luftraum. Doch weil ihre Knochen extrem zart und porös waren, sind heute kaum noch intakte Skelette dieser fliegenden Reptilien erhalten. „Die meisten Flugsaurier-Fossilien aus der Trias bestehen nur aus einem einzigen Knochen, beispielsweise einem Finger oder einem Halswirbel“, erklärt Britt. Insgesamt sind nur 30 Pterosaurier-Exemplare aus jener Zeit bekannt und diese stammen ausschließlich aus der europäischen Alpenregion und aus Grönland – Regionen, die in der Trias am Meer oder in Flussmündungen lagen.

Erstaunlich gut erhalten

Nun jedoch haben Britt und seine Kollegen erstmals einen Pterosaurier aus der Trias in Nordamerika entdeckt. Das Fossil verbarg sich in einem Sandsteinblock, den die Paläontologen aus einer rund 200 Millionen Jahre alten Gesteinsformation in Utah geborgen hatten. Weil an der Fundstelle tausende Knochen in das Gestein eingebettet sind, präparierten die Paläontologen die einzelnen Fossilien erst im Labor aus den geborgenen Sandsteinblöcken heraus. Dabei stießen sie auf die unverkennbar zarten Knochen eines Flugsauriers – und dieses Fossil war erstaunlich gut erhalten und vollständig. „Wir haben die Seiten des Kopfes und das komplette Dach der Schnauze, außerdem den Hirnschädel, den Unterkiefer und Teile des Flügels“, berichtet Britt. „Die Relikte sind größtenteils unversehrt, so dass sie Details enthüllen, die in den normalerweise zerquetschten Skeletten anderer früher Flugsaurier nicht zu erkennen sind.“

Der Caelestiventus hanseni getaufte Pterosaurier ist der erste Vertreter früher Flugsaurier, der in Nordamerika entdeckt worden ist, wie die Forscher betonen. Mit einem Alter von rund 200 Millionen Jahren ist er einer der ältesten bekannte Vertreter dieser Reptiliengruppe. Nähere Untersuchungen der Knochen enthüllten, dass Caelestiventus eine Flügelspannweite von rund eineinhalb Metern besaß – ein Rekord für Flugsaurier aus der späten Trias. Der gute Erhaltungszustand des Schädelknochens ermöglichte es den Paläontologen sogar, Rückschlüsse auf das Gehirn und die Wahrnehmung des Flugsauriers zu ziehen. Demnach besaß Caelestiventus hanseni wahrscheinlich einen sehr gut ausgeprägten Sehsinn, konnte dafür aber wohl nur sehr schlecht riechen.

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(Video: Brigham Young University)

Saurier im Sandmeer

Außergewöhnlich ist auch die Fundstelle des neuen Fossils. Denn in diese Gegend von Utah lag in der späten Trias und bis in die Kreidezeit hinein gut 800 Kilometer von der nächsten Meeresküste entfernt. Caelestiventus hanseni lebte demnach nicht wie die meisten anderen Flugsaurier in der Nähe des Meeres oder eines Flusses. Stattdessen hielt er sich in einem extrem unwirtlichen Lebensraum auf: einer ausgedehnten Sandwüste. Sie erstreckte sich zu seiner Lebenszeit über mehr als 2,23 Millionen Quadratkilometer, wie die Paläontologen berichten. „Das zeigt, dass die frühesten Pterosaurier bereits geografisch verbreitet und ökologisch vielseitig waren – sie lebten sogar in einer Wüstengegend“, so Britt und seine Kollegen. Bisher sind nur zwei weitere Fundstellen von Flugsauriern in Trockengebieten bekannt, die aber beide aus der Kreidezeit stammen und damit deutlich jünger sind.

Wovon sich Caelestiventus hanseni ernährte und wie er seinen Wasserbedarf deckte, ist bisher unklar. Die vielen Fossilien am Fundort des Flugsauriers deuten aber darauf hin, dass er in einer Art Oase lebte, in der es zumindest viele Reptilien gab. Fische allerdings hätte man dort damals vergeblich gesucht. Interessant auch: Ein auffallender Knochenvorsprung an seinem Unterkiefer könnte zudem darauf hindeuten, dass dieser Pterosaurier einen Kehlsack besaß – ähnlich wie die heutigen Pelikane. „Ein solcher Kehlsack könnte zum Speichern von Beute genutzt worden sein, aber auch für die visuelle Kommunikation oder Lautäußerungen, wie bei männlichen Fregattvögeln oder der Echse Draco“, sagen die Forscher.

Brooks Britt (Brigham Young University, Provo) et al., Nature Ecology & Evolution, doi: 10.1038/s41559-018-0627-y

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