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Ein Oviraptor-Cousin mit nur zwei Fingern

Erde|Umwelt

Ein Oviraptor-Cousin mit nur zwei Fingern
Oksoko avarsan
So könnte Oksoko avarsan zu Lebzeiten ausgesehen haben. (Bild: Michael W. Skrepnick)

Sie ähnelten schon Vögeln, waren noch flugunfähig: Die Oviraptorosauria der Kreidezeit gelten als nahe Verwandte der echten Vögel. Eine neu entdeckte Art dieser Dinosaurier gibt nun Aufschluss darüber, wie sie sich über weite Teile von Asien und Nordamerika ausbreiten konnten. Anders als andere Oviraptorosauria besaß die neue Spezies Oksoko avarsan nur zwei statt drei Finger. Diese Abweichung deutet auf eine große Anpassungsfähigkeit dieser Dinosauriergruppe hin. Offenbar konnten sich spezialisierte Arten entwickeln, die viele verschiedene Lebensräume besiedelten.

Oviraptorosauria lebten in der Kreidezeit vor 130 bis 66 Millionen Jahren in Asien und Nordamerika. Die kleinen bis mittelgroßen Dinosaurier bewegten sich zweibeinig fort und besaßen bereits ein Gefieder und einen Schnabel, der meist keine Zähne mehr trug. Wie die heutigen Vögel legten sie Eier und brüteten sie aus. Die Gruppe der Oviraptorosauria unterteilt sich in vier Untergruppen, von denen die nur in Asien vorkommenden Oviraptoriden die vielfältigste und bislang am besten untersuchte sind. Zu ihnen gehört auch der nun erstmals vorgestellte Oksoko avarsan.

Anpassung an unterschiedliche Lebensweisen

Ein Team um Gregory Funston von der University of Edinburgh beschreibt die neue Spezies anhand mehrerer vollständiger Skelette, die in der Wüste Gobi in der Mongolei gefunden wurden. Manche davon wurden legal von Forschungsteams ausgegraben, andere von illegalen Händlern beschlagnahmt. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien zeigen, dass Oksoko avarsan nur zwei funktionsfähige Finger pro Hand hatte, während alle bisher bekannten verwandten Arten drei Finger haben. Die beiden Finger von Oksoko avarsan waren den Forschern zufolge kräftig gebaut und relativ unbeweglich. Zum Greifen oder Festhalten von Beutetieren waren sie somit kaum geeignet. Laut Funston und Kollegen deutet das darauf hin, dass sich die Spezies pflanzlich ernährt hat. Auch der Kieferbau mit einem zahnlosen, papageienartigen Schnabel unterstützt diese These.

Wofür genau die Reduktion auf nur noch zwei Finger von Vorteil war, können die Forscher nur spekulieren. Womöglich waren sie beim Nestbau oder beim Putzen des Gefieders günstiger. In jedem Fall markieren sie einen deutlichen Unterschied zu anderen Oviraptoriden. Die Forscher schließen daraus, dass sich diese Dinosaurier an unterschiedliche Lebensweisen und Ernährungsformen anpassen konnten. Schon früher wurde diese These anhand der Köpergröße sowie der Form von Schädel und Unterkiefer verschiedener Arten aufgestellt. Die Vordergliedmaßen wurden in dieser Hinsicht bislang noch nicht untersucht. Die große Anpassungsfähigkeit ermöglichte den Oviraptoriden, unterschiedliche ökologische Nischen besetzen. So konnten sie einerseits neue Gebiete erschließen und andererseits im gleichen Lebensraum koexistieren. Dies erklärt den Forschern zufolge die große Artenvielfalt der Gattung sowie ihre weite Verbreitung.

Gesellige Jungtiere

Einer der bemerkenswerten Funde deutet darauf hin, dass es Oksoko avarsan eine gesellige Lebensweise pflegte. So lagen vier Individuen an einem Fundort nahe beieinander. Ihre Körperhaltung deutet darauf hin, dass sie sich in dieser Position zum Schlafen zusammengerollt hatten – und nicht erst nach ihrem Tod beispielsweise durch geologische Ereignisse so nah aneinander geschoben worden waren. Schon früher hatten Forscher vermutet, dass Oviraptoriden in Gruppen lebten. Der nun beschriebene Fund ist der erste direkte Beleg dafür. Das gemeinsame Leben bot den Tieren mutmaßlich Vorteile bei der Nahrungssuche und Schutz gegen Fressfeinde. Anhand von Knochenanalysen konnte das Forschungsteam zeigen, dass es sich bei drei der Individuen um Jungtiere im Alter von ungefähr einem Jahr handelte. Ihre Knochenstruktur deutete auf ein schnelles Wachstum hin und der Schädelknochen war noch nicht geschlossen. Ein weiteres Individuum war den Analysen zufolge bereits nahezu ausgewachsen und mindestens fünf Jahre alt, wie Wachstumsfugen verrieten.

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„Oksoko avarsan ist interessant, weil die Skelette sehr vollständig sind und die Art und Weise, wie sie zusammen liegen, zeigt, dass Jungtiere in Gruppen zusammenlebten“, sagt Gregory Funston. „Aber noch wichtiger ist, dass die zweifingrige Hand uns veranlasste, zu erforschen, wie sich die Hand und die vorderen Gliedmaßen während der Evolution von Oviraptoren veränderten. Das wurde vorher noch nicht untersucht. Unsere Ergebnisse liefern ein wichtiges Puzzleteil zu der Frage, warum Oviraptoren vor dem Aussterben der Dinosaurier so vielfältig waren.“

Quelle: Gregory F. Funston (University of Edingburgh) et al., Royal Society Open Science, doi: 10.1098/rsos.201184

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