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Paläontologie: Gab es auch Vegetarier unter den Krokodilen?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Paläontologie: Gab es auch Vegetarier unter den Krokodilen?
Künstlerische Darstellung ausgestorbener Vertreter der Krokodile mit unterschiedlichen Ernährungsweisen. (Bild: Jorge Gonzalez)

Sie lauern im Wasser auf Beute und schnappen dann im richtigen Moment schlagartig zu – Krokodile sind bekanntlich rabiate Räuber und Fleischfresser. Doch galt das für alle Vertreter dieser uralten Tiergruppe? Einst gab es offenbar auch Krokodile, die nur friedlich Blätter mümmelten sowie Arten, die Allesfresser waren, geht aus einer umfangreichen Untersuchung fossiler Zähne hervor. Demnach hat sich bei den einstigen Verwandten unserer heutigen Krokodile mindestens dreimal unabhängig voneinander eine vegetarische Lebensweise entwickelt.

Alle heute existierenden Vertreter der Gruppe der Krokodile sind Carnivoren, die Fisch fressen beziehungsweise alles Lebendige, das in die Reichweite ihrer scharfen Zähne kommt. Es gibt 25 Arten, die den drei Familien der echten Krokodile, der Alligatoren und der Gaviale zugeordnet werden. Sie besitzen alle einen ähnlichen Körperbau und leben semiaquatisch. Ihre räuberische Ernährungsweise spiegelt sich neben dem Verhalten auch in den Merkmalen ihres Gebisses wider. Sie besitzen spitze, konisch geformte Zähne von unterschiedlicher Länge. Sie dienen dem Zweck, sich tief in das Fleisch von Beutetieren zu bohren.

Analytischer Blick auf fossile Zähne

„Fleischfresser haben einfache Zähne, während Pflanzenfresser (Herbivoren) ein viel komplexeres Gebiss besitzen“, sagt Keegan Melstrom von der University of Utah in Salt Lake City. „Allesfresser (Omnivoren), Tiere, die sowohl pflanzliches als auch tierisches Material fressen, liegen irgendwo dazwischen“, erklärt der Wissenschaftler. Dieses Grundmuster findet sich ihm zufolge bei den Säugetieren und auch bei den Reptilien einschließlich ausgestorbener Arten wieder. Melstrom und sein Kollege Randall Irmi sind systematisch der Frage nachgegangen, welche Zahnformen es bei den früheren Vertretern aus der Gruppe der Krokodilartigen gegeben hat und welche Rückschlüsse die Strukturen auf die Ernährungsweise zulassen.

Im Rahmen ihrer Studie von 2019 haben die Wissenschaftler 146 Zähne aus Fossiliensammlungen analysiert, die von 16 verschiedenen Gruppen ausgestorbener Vertreter der Krokodile stammen. Diese Tiere haben im Laufe des Zeitalters der Dinosaurier in verschieden Teilen der Erde gelebt. Die Zahnstrukturen der ausgestorbenen Formen verglichen die Wissenschaftler anschließend mit denen heutiger Tiere, um zu bestimmen, was diese Wesen einst am wahrscheinlichsten gefressen haben.

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„Vegi-Krokos“ waren einst weit verbreitet

„Unsere Arbeit belegt, dass es bei den ausgestorbenen Formen eine überraschende Bandbreite bei den Ernährungsweisen gegeben hat“, sagt Melstrom. „Einige lebten wie die heutigen Krokodile – sie waren Fleischfresser, andere waren hingegen Allesfresser. Wieder andere waren allerdings wohl sogar ganz auf Pflanzen spezialisiert. Diese Vegetarier gab es zu verschiedenen Zeiten auf verschiedenen Kontinenten – einige lebten auch neben den frühen Säugetieren. Dies zeigt, dass pflanzenfressende Krokodile in einer Vielzahl von Umgebungen erfolgreich waren“, resümiert Melstrom.

„Besonders interessant war für uns die Feststellung, wie häufig ausgestorbene Krokodilformen Pflanzenfresser waren“, sagt der Paläontologe. Aus ihren Untersuchungen geht hervor, dass sich im Laufe des Erdmittelalters sogar dreimal und möglicherweise sechsmal unabhängig voneinander eine vegetarische Lebensweise in der Gruppe der Krokodilartigen entwickelt hat. Die ersten entwickelten sich demnach schon sehr früh in der Evolutionsgeschichte dieser Wesen: Sie entstanden schon kurz nach dem Ende des Trias-Zeitalers.

Danach gab es bis zum Ende der Kreidezeit immer wieder vegetarisch lebende Krokodile, berichten die Forscher. Im Rahmen des Massensterbens verschwanden sie dann allerdings und nur die fleischfressenden Arten blieben bis heute erhalten.

Quelle: University of Utah, Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2019.05.076

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