wissenschaft.de: Herr Professor Schwarze, wie war der Klimagipfel?
Reimund Schwarze: Er zählt zu den Gipfeln, an die man sich erinnern wird. Es ging sehr emotional zu. Man kann sagen: Es war ein Trump-Klimagipfel.
Wie sind die US-Vertreter in Marrakesch aufgetreten?
Sehr schwach. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA nicht mehr dabei sind. Und das muss man erst einmal verdauen.
Aus der Ferne konnte man den Eindruck bekommen, dass die Staaten zeigen wollen, es gehe weiter.
Aber es ist nicht viel erreicht worden. Dass nun knapp 50 Staaten die Dekarbonisierung ihrer Wirtschaft bis 2050 ankündigen, ist kein wirklich großer Schritt. Die Staaten vertreten diese Politik schon lange, und sie haben auch gute Voraussetzungen dafür, ihr Ziel zu erreichen. Alle anderen – auch Deutschland – bleiben in Deckung.
Das klingt, als sei eher etwas für die Seele als für die Sache herausgekommen.
Das ist hart formuliert, aber das kann man so sagen. Man hat Einheit demonstriert und am Ende sogar die „Marrakesch-Erklärung“ verabschiedet, die aber lange umstritten war. Sie ist eine Art offener Brief an Donald Trump und fordert ihn auf, nicht aus dem Weltklimavertrag von Paris auszutreten. Die Erklärung zeigt, wie das sanktionslose Pariser Abkommen funktioniert: Die Weltgemeinschaft kann einen Staat an den Pranger stellen, aber mehr auch nicht.
Was erwarten Sie von den Verhandlungen im nächsten Jahr?
Wir stehen vor einer Hängepartie in der internationalen Klimapolitik bis sich eine neue Führungskonstellation gebildet hat. Eine neue Führungsachse Berlin-Peking wird es wohl nicht geben. Dass die EU die Aufgabe übernehmen kann, bezweifle ich. Mit der effektiven Umsetzung des Pariser Abkommens wird man erst 2018 beginnen.