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Hautnah am Sturm

Erde|Umwelt

Hautnah am Sturm
Marco Kaschuba jagt Stürmen hinterher. Sein größter Wunsch ist es, einen Tornado direkt vor die Linse zu bekommen.

Marco Kaschuba hat den aktuellen Wetterbericht stets im Kopf. „ Die nächsten Tage sind ruhig“, sagt er, „aber am kommenden Donnerstag könnte es eine der stärksten Bora-Wetterlagen der letzten Jahre geben.“ Die Bora ist ein kalter und böiger Fallwind an der Adria, der vor allem im Winterhalbjahr bei einer Luftströmung aus Nord oder Nordost häufig auftritt. An der Adria-Küste in Kroatien seien diesmal rekordverdächtige Spitzenböen von über 200 Kilometer pro Stunde möglich. „Ich werde dann vor Ort sein“, kündigt Kaschuba an.

Es ist der 1. März 2015. Jeden Morgen, bevor er irgendetwas anderes unternimmt, studiert er im Internet mehrere Wettermodelle, aus denen er seine eigene Prognose erstellt. Dem studierten Meteorologe fällt das nicht schwer. Stabile Schönwetterlagen interessieren ihn nicht, er lauert auf Stürme und Unwetter. Wenn es hagelt und blitzt, wenn die Flüsse über die Ufer treten, die See tobt oder ein Schneesturm wütet, dann setzt er sich ins Auto und fährt mitten hinein ins Wetterchaos.

Tornado als Königsdisziplin

Kaschuba ist „Stormchaser“, einer von ein paar Hundert Sturmjägern, die in Deutschland auf Unwetter-Pirsch gehen. Sein größter Erfolg wäre, einen Tornado vor die Linse zu bekommen. „ Tornado ist die Königsdisziplin“, sagt er. Denn in diesen kleinräumigen Wirbeln entfaltet die Atmosphäre so viel zerstörerische Kraft wie nirgends sonst. Die Schläuche wandern wie riesige Staubsauger übers Land. „Da schaut jeder hin und ist begeistert.“

Bei Tornados denkt man unwillkürlich an die USA mit ihrer berüchtigten „Tornado-Allee“, die in einem Streifen zwischen den Rocky Mountains und den Großen Ebenen im Westen sowie den Appalachen im Osten von Texas bis South Dakota verläuft. Doch auch zwischen Nordsee und Alpen toben solche aggressiven Wirbelwinde.

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Stormchasern wie Kaschuba ist es zu verdanken, dass man inzwischen recht gut über sie Bescheid weiß: etwa, dass jeder vierte Tornado im Juli entsteht, und zwar meist am späten Nachmittag, wenn Wärmegewitter aufziehen. Oder, dass Tornados europaweit am häufigsten im deutschen Nordwesten wüten. Und vor allem, dass Tornados in Deutschland denen in den USA an Stärke nicht nachstehen.

Hier wie dort sind die meisten recht harmlos. Nur etwa jeder Hundertste entwickelt eine verheerende Kraft. Als „verheerend“ gelten Stärken von F4 und höher, benannt nach der Fujita-Skala (siehe Infokasten S. 36, „Messlatte für Sturmwirbel“). Sie wurde Anfang der 1970er-Jahre von dem japanischen Sturmforscher Tetsuya Theodore Fujita entwickelt.

Asphalt aus dem Boden gesaugt

Ein F4-Tornado entwickelt Windgeschwindigkeiten zwischen 333 und 418 Kilometern pro Stunde. Das genügt, um schwach verankerte Häuser vom Fundament zu heben und zu verschieben. Ein F5 mit 419 bis 512 Kilometern pro Stunde kann sogar asphaltierte Straßen regelrecht vom Boden saugen. Solchen Gewalten hält kaum ein Haus stand, und tonnenschwere Lastwagen werden wie Spielzeug durch die Luft geschleudert.

In den riesigen USA entstehen allein wegen der größeren Fläche viel mehr Tornados als im kleinen Deutschland, etwa 1000 bis 1500 im Jahr. Dort ist jedes Jahr mit einem F5-Tornado und etwa einem Dutzend F4-Tornados zu rechnen. In Deutschland lassen solche Monster erheblich länger auf sich warten. Nach Angaben von Ansgar Berling werden hierzulande 20 bis 60 Tornados pro Jahr gesichtet. Aber auch darunter ist immer wieder ein verheerendes Exemplar.

Berling ist Mitgründer und zweiter Vorsitzender des Vereins „ Skywarn“, in dem die meisten Stormchaser Mitglied sind. Skywarn sammelt deren Meldungen über schwere Gewitter und Tornados und leitet sie an den Deutschen Wetterdienst und an private Wetterdienste weiter, die sie bei ihren Unwetterwarnungen berücksichtigen.

Dass Tornados auch in Mitteleuropa viel anrichten können, hat sich etwa am 10. Juli 1968 gezeigt, als ein F4-Tornado über Pforzheim zog. Er hinterließ Schäden von rund 100 Millionen Mark und zwei Tote – innerhalb von nur drei Minuten. Für große Zerstörungen sorgten auch mehrere Tornados, die am 24. Mai 2010 über den Süden Brandenburgs und Teile Sachsens zogen. Allein im Landkreis Meißen richtete der Sturm über 100 Millionen Euro Schaden an. Ein totes Mädchen und 40 Verletzte gehören zur traurigen Bilanz der frühsommerlichen Sturmserie.

Noch schlimmer wütete ein Tornado am 10. Juli 1916, während des Ersten Weltkriegs, in der Wiener Neustadt. Er tötete 34 Menschen und verletzte mehr als 300, davon ein Drittel schwer. Ein Gedenkstein über einem Massengrab erinnert an 32 dieser Opfer. Der gemeinnützige Verein „European Severe Storms Laboratory“ (ESSL) hat die Katastrophe vor Kurzem erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet. Da es damals noch keine Messungen der Windgeschwindigkeiten gab und auch andere meteorologischen Daten rar sind, mussten sich die Forscher auf Fotos, Augenzeugenberichte und Schadenslisten stützen. Sie kamen auf eine maximale Windgeschwindigkeit von 380 Kilometer pro Stunde, mit einer Unsicherheit von 90 Kilometern pro Stunde. Das entspricht der Stärke F4. Für die Wie- derkehrwahrscheinlichkeit eines ähnlich starken Tornados in der Region um die Wiener Neustadt berechneten sie rund 175 Jahre. Kurz genug, um der Verwaltung zu empfehlen, einmal durchzurechnen, „wie sich derart extreme Windverhältnisse auf die heutige Stadt- und Baustruktur auswirken würden“.

Unwetterreporter auf Achse

Kaschuba hat in Deutschland bisher zwei Tornados beobachtet und gefilmt, beide in der Nähe seiner Heimatstadt Reutlingen. Der erste, am 9. Mai 2003, zog zwar nur über unbesiedeltes Gelände und richtete kaum Schäden an, wurde aber dennoch sehr populär, weil er von mehreren Beobachtern fotografiert und gefilmt wurde. Wenn Kaschuba auf Unwetterjagd geht, kann er natürlich nicht mit solchen Trophäen rechnen, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass er exakt zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ist. Aber er träumt seit vielen Jahren davon. Kaschubas Jagdrevier ist ganz Europa – von der Po-Ebene bis Schottland, von Portugal bis Kroatien.

Die Chancen auf beeindruckende Bilder steigen von Jahr zu Jahr, denn nach Angaben der Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft (Munich Re), des weltgrößten Rückversicherers, gibt es immer mehr Extremwetterlagen mit Sturm, Starkregen und Hagel. In Deutschland hat sich ihre Zahl seit 1970 von durchschnittlich 10 auf 35 pro Jahr mehr als verdreifacht. Der teuerste Versicherungsschaden 2013 weltweit mit rund 2,8 Milliarden Euro war ein Hagelschlag in Deutschland.

Wovor sich andere Menschen fürchten, macht Sturmjäger Kaschuba richtig heiß: „Wenn sich eine Unwetterlage ankündigt, fiebere ich schon Tage vorher.“ Dann packt er Foto- und Filmausrüstung zusammen, denn er arbeitet auch als (Un-)Wetterreporter und Dokumentarfilmer für verschiedene Wetterdienste und Medien. Handy oder Laptop hat er stets dabei, um über das Internet die aktuellen Wetterinformationen zu bekommen. Oft nimmt er zusätzlich eine Kühlbox mit, in der er Hagelkörner aufbewahren kann. Denn mit der Hagelforschung verdient Kaschuba Geld. Im Auftrag von Versicherungen, Automobilfirmen oder Lackherstellern beschießt er Bauteile mit Modell-Hagelkörnern, die möglichst realitätsnah geformt sein sollen. „Kleine, spitze Hagelkörner“, hat er herausgefunden, „richten meist mehr Schaden an als große, runde.“ Denn sie schlagen nicht nur Dellen, sondern können die Oberfläche zerstören – ein großes Problem etwa für landwirtschaftliche Folien. Wenn ein Unwetter naht, fährt Kaschuba los – mit dem Auto, um flexibel reagieren zu können. Für frische Hagelkörner nimmt er auch ein paar Dellen im Blech in Kauf.

Auf der Fährte der Bora, dieses böigen Fallwinds, von dem schon Karl Marx 1856 sagte, er „überfällt die Seeleute mit der Gewalt eines Tornados“, setzte sich Kaschuba Anfang März eine ganze Nacht hinters Steuer und düste nach Kroatien. Natürlich steckt dahinter mehr Sensationslust als Forschergeist – auch, wenn Kaschuba nicht als Freak bezeichnet werden möchte, da es ihm um die saubere Dokumentation von Wetterextremen geht.

Schon als Jugendlicher hatte er sich für Wirbelstürme begeistert. Damals besuchte er jedes Jahr seinen Vater, der nach der Scheidung der Eltern in die USA nach Alabama gezogen war, wo immer wieder Tornados und Hurrikane wüten. Marco Kaschuba war beeindruckt von den gewaltigen Naturkräften. Später jagte er auch in Deutschland Unwettern hinterher, erst mit dem Mofa, dann mit dem Auto.

Ein Hasardeur ist er nicht

Auf Tornadojagd reist er bis heute regelmäßig in die USA. So flog er 2005 eigens für den Hurrikan Katrina ein, der New Orleans völlig verwüstete und fast 2000 Menschen das Leben kostete. Er saß in einer der letzten Maschinen, die vor dem Sturm in Atlanta landen konnten – eine Landung, die äußerst ruppig war und erst im zweiten Versuch klappte. Das Ausmaß der Zerstörung, das er auf dem Weg durch die Südstaaten zu sehen bekam, war selbst für den Sturmfanatiker nur schwer zu ertragen.

Kaschuba wirkt nicht wie ein Hasardeur, der mit seinem Leben spielt. Wenn nicht gerade die Begeisterung mit ihm durchgeht, wiegt er seine Worte ab, betont den absoluten Vorrang der Sicherheit, zumal er eine Familie mit zwei kleinen Kindern hat. Doch er hat schon die Hitze eines Blitzes im Gesicht gespürt und musste sich vor einem Tornado in einer Tankstelle in Sicherheit bringen. In München steckte er mit dem Auto in einer überschwemmten Unterführung fest, als das Wasser dort rasch und bedrohlich anschwoll.

Der schlimmste Tag im Schwarzwald

Seinen schlimmsten Tag erlebte er nicht in den USA, sondern im Schwarzwald, bei einem Schneesturm am Feldberg. Im fast hüfthohen Schnee kam Kaschuba kaum voran, und ein „Whiteout“ machte ihm die Orientierung unmöglich – ein Wetterphänomen, das vor allem Bergsteiger fürchten, weil es durch diffuse Reflexionen die Konturen der Landschaft verschwimmen lässt. Es war bitterkalt und stürmisch, und sein Handy hatte keinen Empfang. Schließlich erreichte er mit Erfrierungen an den Füßen die Zivilisation.

In den USA, wo er immer wieder auf Tonado-Jagd geht, ist die Gefahr ganz real. So musste er in Oklahoma an weit verstreuten Pferdeleichen vorbeifahren, nachdem ein Tornado über eine Ranch gezogen war. Doch auf der Tornado-Allee ist der „Jagderfolg“ fast garantiert. „Im Mai und Juni kann ich dort in wenigen Wochen so viele Unwetter mitnehmen wie hier in fünf Jahren. Das ist Wahnsinn.“ Natürlich muss er jeweils 1000 bis 2000 Kilometer durchs Land fahren – auf der Suche nach der unsichtbaren Linie, wo schwüle Meeresluft vom Golf von Mexiko auf Kaltluft aus den Rocky Mountains trifft.

Manchmal unterscheiden sich die Luftmassen auch nur in ihrem Feuchtigkeitsgehalt: hier schwül-heiß, dort trocken-heiß – eine „ Dry Line“. Kaschuba spürt den Unterschied deutlich, wenn er aus dem Auto steigt: hier eine Atmosphäre wie in der Sauna und zehn Kilometer weiter knochentrockene Wüstenluft. An dieser Grenzlinie entzünden sich nachmittags die Gewitter, vor allem wenn in fünf Kilometer Höhe ein starker Wind weht, der die Luftmassen gegeneinander schert. Dann kann sich sogar eine der gefürchteten „ Superzellen“ bilden: eine Gewitterzelle, die in ihrer gesamten Größe rotiert. Das sind die Wiegen der heftigsten Tornados.

In Lauf der Jahre hat Kaschuba eine ausgeklügelte Jagdstrategie entwickelt. Zunächst steuert er das Gebiet an, wo Unwetter zu erwarten sind, am besten schon am Vormittag. Dann heißt es warten: „Man steht irgendwo auf dem Feld und schaut ständig auf die Radarbilder im Internet, ob sich etwas tut.“ Aber meist passiert über Stunden überhaupt nichts: ein schöner, heißer Sommertag ohne warnende Vorzeichen. Dann, am Nachmittag, wenn die Gewitter aufziehen, kann es ganz schnell gehen. Das bedeutet: ins Auto springen und Gas geben. Aber er darf nicht dorthin fahren, wo Regen und Hagel die Sicht nehmen und ihn ein Tornado überraschen könnte. Er muss sich der Gewitterzelle von Südosten nähern, wo Aufwinde für freie Sicht sorgen. Das ist in den USA nicht anders als in Europa.

Ständig hat Kaschuba die aktuellen Radar- und Satellitenbilder im Blick, checkt Temperaturen, Taupunkte und Winde. Er prüft, in welche Richtung das Gewitter zieht – und ob sich vielleicht weiter südlich ein neues, stärkeres aufbaut, das „ erfolgversprechender“ ist. Natürlich denkt er stets an den Rückweg, hält sich einen Fluchtweg offen, der ihn sicher wieder aus dem Wetterchaos herausführt, falls es zu gefährlich wird.

Verräterischer Haken

Wenn er dann ein „Hook Echo“ auf dem Niederschlagsradar erkennt, schlägt sein Herz schneller. Ein solcher Haken im Regenradar (siehe Abbildung S. 36 oben) ist für den Tornadojäger wie ein Zwölfender für den Waidmann. Denn er gilt als sicheres Indiz für einen rotierenden Aufwindbereich. Das bedeutet: Wahrscheinlich hat sich eine Superzelle gebildet – und ein starker Tornado könnte entstehen. Jetzt sind geografische Kenntnisse wichtig: Die Gewitterfront, weiß Kaschuba, zieht fast immer von Südwest nach Nordost – in den USA wie in Europa. Und Tornados bilden sich meist an ihrer Flanke.

Nachdem sich Kaschuba der Wolke im Regenschatten genähert hat, wechselt er die Richtung und begleitet das Gewitter. Er fährt parallel dazu, immer in einem kleinen Abstand, der ihn vor Regen und Hagel bewahrt. „Wenn es die Straßenlage erlaubt, kann ich lange folgen und habe immer gute Sicht.“ Die Unwetter-Jagd läuft in Europa im Prinzip nicht anders ab als in den USA. Natürlich gibt es Unterschiede bei der Häufigkeit und der Stärke der Gewitter – und dem Gelände. Auf der Tornado-Allee ist alles topfeben, man hat immer gute Sicht und kann problemlos Tausende Kilometer am Stück fahren. In Europa bremsen dagegen viele Gebirge das Vorwärtskommen und man gerät leicht in einen Stau – vor allem gegen Nachmittag, wenn die Gewitter aufziehen. In den USA hat man auf den Straßen außerhalb der Metropolen fast immer freie Fahrt.

Kaschuba schwärmt auch von den Unwettervorhersagen in den Vereinigten Staaten. Im Internet sind dort unzählige meteorologische Informationen kostenlos erhältlich, bis hin zu hoch aufgelösten aktuellen Radar- und Satellitenbildern. Das hilft, um die Struktur von Gewitterzellen zu erkennen. „Wenn sich etwas tut, wird das sofort im Internet kommuniziert.“

Dagegen sind die Möglichkeiten in Deutschland dürftig. Kostenlose Informationen sind zwar auch hier erhältlich, aber meist nur in grober Auflösung. Doch als Skywarn-Mitglied hat Kaschuba Zugang zu den hoch aufgelösten Radar- und Satellitenbildern des Deutschen Wetterdienstes. Er kann auch auf aktuelle Bilder des Doppler-Radars vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zugreifen, die aber nur eine relativ kleine Region abdecken.

In den USA ist aus dem Stormchasing inzwischen eine Touristenattraktion geworden. Wenn eine Gewitterfront aufzieht, kann es passieren, dass Hunderte aufgeregte Sturmjäger an der Straße stehen. „Und jeder hat nachher das gleiche Bild“, sagt Kaschuba. Er ist deshalb inzwischen „fast lieber in Europa unterwegs“.

Als er im März von der Adriaküste zurückkam, mailte er: „ Kroatien war eine tolle Tour.“ Später gab der hartgesottene Sturmjäger zu: „Ich konnte die Bora sehr gut dokumentieren. Doch es gab Momente, die ich so nicht wieder erleben möchte. Das war extrem.“ Zusammen mit anderen Stormchasern stand Kaschuba in Windböen von mehr als 250 Kilometern pro Stunde. „Es war eine der stärksten Boras seit vielen Jahren.“ •

von Klaus Jacob

Kompakt

· Sturmjäger haben es sich zum Hobby gemacht, Tornados aufzuspüren und zu dokumentieren.

· Wegen der riesigen Landfläche und der geografischen Bedingungen gibt es in den USA besonders viele Tornados.

· Doch auch in Deutschland entwickeln sich immer wieder solche heftige Tromben.

Mehr zum Thema

Lesen

Toll gemachtes und informatives Buch für Kinder: Anita Ganeri iStorm Franckh-Kosmos Stuttgart 2015, € 14,95

Internet

Persönliche Homepage von Marco Kaschuba: www.marcokaschuba.com

Skywarn-Website (ehrenamtliche Unwettermelder): www.skywarn.de

Aktuelles Blitzortungsbild von Europa: www.lightningmaps.org/realtime?lang=de

Infos und PDF-Broschüre über Tornados im „Wetterlexikon“ des Deutschen Wetterdienstes: www.dwd.de > Wetterlexikon > Tornado

Liste von Tornados in Deutschland: www.tornadoliste.de/tornadoliste2014.htm

Unwetter- und Torndadowarnungen aus den USA: www.weather.com/storms/tornado/news/ severe-weather-tracker-page

Auf www.youtube.de findet man mit dem Suchwort „Tornado“ zahlreiche Videoclips von Sturmwirbeln aus nächster Nähe, meist aus den USA.

Hauptstadt der Tornados

Es war kurz vor drei Uhr nachmittags, als das Unheil über Moore seinen Lauf nahm. Einige Kilometer südwestlich der Kleinstadt am Südrand der 600 000-Einwohner-Metropole Oklahoma City – im Herzen der berüchtigten Tornado-Allee im Mittleren Westen der USA – entstand bei einem Gewitter ein Tornado, der um 14.56 Uhr auf dem Boden aufsetzte. Er zog in nordöstliche Richtung und pflügte dabei mitten durch ein Wohngebiet von Moore. Zahlreiche Häuser machte der Sturm der Stärke F5 dem Erdboden gleich, binnen 40 Minuten zog er eine 27 Kilometer lange und fast 2 Kilometer breite Schneise der Verwüstung. 24 Menschen starben – darunter 7 Kinder, die unter den Trümmern einer eingestürzten Grundschule begraben wurden. Rund 400 Verletzte zählten die Behörden nach dem Sturm. Spätestens damit hatte es Moore zu trauriger Berühmtheit gebracht. Denn die Stadt war bereits viermal zuvor von Tornados getroffen worden – häufiger als jeder andere Ort der Welt: 1998, 1999, 2003 und 2010. Der F5-Tornado, der am 3. Mai 1999 durch Moore fegte – Bilanz: 48 Tote und rund 8000 zerstörte Gebäude – gilt als der stärkste je beobachtete: Er brachte es auf eine Windgeschwindigkeit von 512 Kilometer pro Stunde.

Messlatte für Sturmwirbel

Der japanisch-amerikanische Sturmforscher Tesuya Theodore Fujita entwickelte Anfang der 1970er-Jahre eine Klassifizierung für die Stärke von Stürmen wie Tornados. Die heute nach ihm benannte Fujita-Skala umfasst 13 Stufen von F0 bis F12, allerdings wurden bislang keine stärkeren Tornados als solche der Stufe F5 beobachtet. Die Einteilung ist nach der Windgeschwindigkeit gestaffelt und enthält zudem eine Beschreibung der zu erwartenden Schäden.

Stufe (Windgeschwindigkeit in Kilometern pro Stunde)

F0 (64–116 km/h) Leichte Schäden an Schornsteinen, abgebrochene Äste, flach wurzelnde Bäume und Plakatwände fallen um.

F1 (117–180 km/h) Wellblechdächer und Dachziegel werden abgehoben, Autos aus der Spur geweht, Wohnmobile stürzen um.

F2 (181–253 km/h) Komplette Dächer werden abgedeckt, Wohnmobile demoliert und große Bäume entwurzelt, leichte Objekte schießen durch die Luft.

F3 (254–332 km/h) Dächer und leichte Wände werden zerstört, Züge entgleisen, Wälder brechen um, Lkw werden umgeworfen.

F4 (333–418 km/h) Schwach verankerte Holzhäuser werden verschoben, Pkw stürzen um, schwere Gegenstände fliegen umher.

F5 ( 419–512 km/h) Holzhäuser reißen aus ihrem Fundament, verschieben sich und werden zerlegt, Asphalt kann aufbrechen und vom Wind aus der Straße gesaugt werden.

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