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Rekord-alte Bewegungs-Spuren entdeckt

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Rekord-alte Bewegungs-Spuren entdeckt

Seltsame Tunnelstrukturen in 2,1 Milliarden Jahre altem Sedimentgestein: Da haben sich Lebewesen kreuz und quer durch den nährstoffreichen Schlamm gegraben, sagen Wissenschaftler. Demnach konnten sich einige Organismen bereits 1,5 Milliarden früher aktiv fortbewegen, als es bisherige Funde vermuten ließen. Ob die Spuren allerdings von mehrzelligen Wesen im eigentlichen Sinne stammen, ist fraglich. Wahrscheinlich handelte es sich eher um Zusammenschlüsse aus vielen Einzellern, ähnlich wie bei den heutigen Schleimpilzen. Im Verband können sich diese Organismen wie eine Art Schnecke fortbewegen.

Vom Wurm bis zum Geparden: Viele heutige Lebewesen bewegen sich aktiv fort. Doch wann haben Organismen diese Fähigkeit erstmals hervorgebracht? Bisher galten 570 Millionen Jahre alte Spuren in Sedimentgesteinen als die ältesten bekannten Belege der Mobilität. Bei den Verursachern handelte es sich um vielzellige Lebewesen, die bereits über Fortbewegungsmechanismen verfügten. Mittlerweile scheint allerdings klar, dass die ersten vielzelligen Lebensformen schon weit früher in der Evolutionsgeschichte entstanden sind: Vor einigen Jahren haben Forscher an einem Fundort in Gabun fossile Überreste von multizellulären Organismen entdeckt, die den Datierungen zufolge bereits vor 2,1 Milliarden Jahren existiert haben. Nachdem das irdische Leben lange Zeit nur aus Einzellern bestanden hat, hatten sich diese Wesen offenbar bei den damals sauerstoffreichen Bedingungen in flachen Meeresumgebungen entwickelt.

Erstaunlich frühe Spuren

Nun berichten die Forscher um Abderrazak El Albani vom CNRS und der Universität von Poitiers über weitere spannende Entdeckungen am Fundort in Gabun. Es handelt sich um bis zu 170 Millimeter lange und bis zu sechs Millimeter breite Strukturen, die an die Spuren von Würmern erinnern. Aus den strukturellen und chemischen Analysen der Forscher geht hervor, dass sie biologischen Ursprungs sind. Bei dem Material, in dem die Gänge entstanden sind, handelte es sich um nährstoffreiche Ablagerungen, die sich in dem flachen Meeresgebiet vor 2,1 Milliarden Jahren gebildet haben, zeigten die Untersuchungen.

Somit zeichnet sich ab: Damals haben sich beachtlich große biologische Gebilde horizontal und vertikal durch den Schlamm bewegt – wahrscheinlich auf der Suche nach Nahrung. Bisher können die Forscher nicht genau sagen, um was es sich bei den Wesen gehandelt hat. Es muss ihnen zufolge aber nicht unbedingt ein vielzelliger Organismus im üblichen Sinn gewesen sein. Möglicherweise war es ein mobiler „Haufen“ aus organisierten Einzellern.

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Was kroch denn da?

Dafür gibt es heutige Bespiele: Manche Amöbenarten rotten sich unter bestimmten Bedingungen zusammen und bilden aus der Summe ihrer winzigen Körper eine Art schleimige Walze, die sich fortbewegen kann und auch auf äußere Reize reagiert. Es handelt sich dabei um eine temporär vielzellige Organisationsform. Vergleichbare Gebilde könnten sich somit auch schon vor 2,1 Milliarden Jahren durch den Schlamm bewegt haben. Die hinterlassenen Schleimstrukturen könnten dann die tunnelartigen Spuren gebildet haben, erklären die Forscher.

Ihnen zufolge steht damit nun die Frage im Raum, welche Bedeutung diese mobile Lebensform im Rahmen der weiteren Evolution besessen haben könnte. Möglicherweise handelte es sich um eine biologische Innovation, die später zu komplexeren Bewegungsformen führte. Es könnte sich aber auch um ein unbedeutendes Mobilitäts-Konzept der frühen Evolution gehandelt haben, sagen die Forscher.

Quelle: CNRS, PNAS, doi: 10.1073/pnas.1815721116

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