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Schon Flugsaurier-Babys konnten fliegen

Erde|Umwelt

Schon Flugsaurier-Babys konnten fliegen
Pterosaurier
Flugsaurier der Art Pterodaustro guinazui. (Bild: Mark Witton)

Ab welchem Lebensalter konnten Flugsaurier fliegen? Diese Frage war in der Wissenschaft bislang strittig. Anhand von Flügelmessungen mehrerer Fossilien haben Forscher nun modelliert, wie und ab wann sich die Jungtiere wahrscheinlich in die Lüfte erheben konnten. Demnach waren junge Pterosaurier wahrscheinlich schon kurz nach dem Schlüpfen in der Lage zu fliegen. Anders als bei erwachsenen Individuen war ihre Flügelform allerdings weniger auf Langstreckenflüge ausgelegt. Stattdessen waren sie mutmaßlich wendiger und konnten sich leichter in dicht bewachsener Umgebung bewegen.

Pterosaurier waren eine Gruppe fliegender Saurier, die von der Trias bis zur Kreidezeit lebten, also vor 228 bis 66 Millionen Jahren. Sie waren die ersten Wirbeltiere, die in der Lage waren, aus eigener Kraft zu fliegen. Zu welchem Zeitpunkt in ihrem Leben Jungtiere diese Fähigkeit erlangten, war bislang allerdings unklar. Manche Forscher gingen davon aus, dass die Flugsaurier erst spät im Laufe ihres Heranwachsens flugfähig wurden und dafür mindestens halb so groß sein mussten wie erwachsene Tiere. Andere vermuteten, dass junge Jungtiere zwar noch nicht fliegen, aber bereits gleiten konnten.

Vergleich der Flügelmaße

Ein Team um Darren Naish von der University of Southampton in Großbritannien hat diese Hypothesen nun überprüft und kommt zu dem Schluss: Junge Flugsaurier waren zwar in der Tat exzellente Gleiter, konnten sich wahrscheinlich aber auch schon wenige Stunden bis Tage nach dem Schlüpfen aus eigener Kraft in die Lüfte erheben. „Die frühesten Stadien im Leben der Pterosaurier waren lange Zeit geheimnisumwittert, was vor allem an der Seltenheit oder dem Fehlen von Eiern und Embryonen bei den meisten Taxa liegt, aber auch an der Schwierigkeit, Schlüpflinge von kleinen Erwachsenen zu unterscheiden“, erklären die Forscher.

Für ihre Analyse griffen Naish und seine Kollegen auf Fossilien der Flugsaurierarten Pterodaustro guinazui und Sinopterus dongi zurück, die sicher von Schlüpflingen und Embryonen stammen. Anhand ihrer Flügelmaße modellierten die Forscher, inwieweit die Jungtiere mutmaßlich in der Lage waren, zu fliegen oder zu gleiten. Für den Flug aus eigener Kraft ist zudem die Stärke des Oberarmknochens in den Flügeln entscheidend. Daher verglichen sie zudem die Oberarmknochen von drei Schlüpflingen mit denen von 22 erwachsenen Pterosauriern.

Hervorragend im Gleiten und Fliegen

Das Ergebnis: „Die Analyse der Flügelform legt nahe, dass junge Pterosaurier überragende Gleiter waren“, schreiben die Autoren. „Neu geschlüpfte Pterosaurier zeigen die Fähigkeit zu ausdauernden, weitreichenden Gleitflügen, die selbst die Gleitreichweiten von versierten heute lebenden Gleitern weit übertreffen.“ Grund dafür ist, dass die Flügelfläche der jungen Flugsaurier im Verhältnis zu Körpergröße und Gewicht besonders groß war. Ihr Oberarmknochen zeigt zudem, dass sie sehr wahrscheinlich nicht nur gleiten, sondern auch aus eigener Kraft fliegen konnten: „Die Oberarmknochen der neu geschlüpften Pterosaurier gehören – im Verhältnis zum Körpergewicht – zu den stärksten von allen Pterosauriern“, berichten die Forscher.

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Auf Basis ihrer Ergebnisse halten Naish und seine Kollegen es für wahrscheinlich, dass Pterosaurier bereits mit der Fähigkeit zu fliegen geschlüpft sind. Wie für Pterosaurier typisch, sind die Flügel der Jungtiere bereits relativ lang und schmal – allerdings weniger ausgeprägt als bei erwachsenen Individuen. „Größere Individuen erreichten höhere Fluggeschwindigkeiten und hatten einen besseren Auftrieb und verbesserte Gleitfähigkeiten“, so die Forscher. Demnach waren die ausgewachsenen Tiere insbesondere an lange Flüge über offene Landschaften angepasst. „Die Flügel der Schlüpflinge waren besser geeignet für andere Flugformen“, schreiben die Autoren. „Wahrscheinlich waren sie dynamischere Flieger als ihre Eltern.“

Andere ökologische Nische

Die Flügelmaße legen nahe, dass die Jungtiere wendiger waren, schneller vom Boden abheben konnten und während des Fluges abbremsen oder plötzlich die Richtung ändern konnten. Auf diese Weise konnten sie Raubtieren schneller entkommen, flinkere Beutetiere jagen und sich sicher zwischen dichter Vegetation bewegen. Anders als ihre Eltern, die offene Landschaften bevorzugten, waren die Jungtiere somit möglicherweise an ein Leben in Wäldern angepasst. „Im Laufe der Reifung haben sich die Fluggeschwindigkeit, die Manövrierfähigkeit und der Abflugwinkel verändert“, schreiben Naish und seine Kollegen. „Auf der Grundlage dieser Ergebnisse schlagen wir vor, dass Pterosaurier im Laufe ihres Heranwachsens unterschiedliche ökologische Nischen besetzten.“

Quelle: Darren Naish (University of Southampton, UK) et al., Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-021-92499-z

 

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