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Spinne mit Schwanz in Bernstein entdeckt

Erde|Umwelt

Spinne mit Schwanz in Bernstein entdeckt
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Links das Bernsteinfossil, rechts eine künstlerische Darstellung der Spinne. (Credit: University of Kansas | KU News Service)
Von der Tarantel bis zur Schwarzen Witwe – Spinnen haben teils bizarre Formen, doch ein bestimmtes Körperteil besitzen die heutigen Arten nicht: einen Schwanz. Vor 100 Millionen Jahren gab es aber offenbar noch Vertreter mit einem solchen Anhängsel, dokumentieren nun Bernsteinfossilien aus Myanmar. In dem fossilen Harz aus der Kreidezeit haben Forscher Exemplare von winzigen Krabbeltieren entdeckt, die alle Merkmale von Webspinnen aufweisen und am Hinterteil ein sogenanntes Flagellum tragen – einen Schwanz.

Webspinnen sind ein ausgesprochenes Erfolgsmodell der Evolution: Sie haben sich in mehr als 47.000 Arten aufgefächert, die sich viele unterschiedliche Lebensräume der Welt erschließen konnten. Ihr wichtigstes Merkmal sind die Spinndrüsen, mit denen sie Seide produzieren. Dieses faszinierende Material setzen sie für unterschiedliche Zwecke ein – unter anderem für den Bau verschiedener Formen von Netzen oder um ihre Gelege einzuwickeln.

Es gab bereits Hinweise darauf, dass die Vorfahren der heutigen Spinnen einen Schwanz besessen haben, ähnlich wie die noch heute vorkommenden Geißelskorpione. Das ließen  über 300 Millionen Jahre alte Fossilien von Gliedertieren mit Schwänzen vermuten, die bereits Spinnen ähnelten, allerdings noch keine Spinndrüsen besaßen. Die aktuellen Funde belegen nun, dass einst tatsächlich ein Schwanz zur Anatomie der ursprünglichen Webspinnen gehört hat und es noch mindestens bis in die Kreidezeit Vertreter mit diesem Körperbau gegeben hat.

Winzlinge mit Anhängsel

Bei den Funden handelt es sich um insgesamt vier Exemplare, die in Bernsteinen konserviert wurden. Vor etwa 100 Millionen Jahren hat Baumharz die etwa 2,5 Millimeter großen Wesen samt ihrem rund drei Millimeter langen Schwanz eingeschlossen. Wie das Forscherteam aus China, Deutschland, den USA und England berichtet, besaßen diese Wesen bereits alle Merkmale der heutigen Webspinnen: Sie hatten Fangklauen, ein männliches Tastorgan, mit dem die Spermien während der Paarung in das Weibchen übertragen werden und vor allem seidenproduzierende Spinndüsen am Hinterleib. Den Forschern zufolge ähneln sie den Vertretern der heutigen Gliederspinnen (Mesothele). Es handelt sich bei diesen um die primitivsten bekannten lebenden Webspinnen. Sie besitzen wie die Exemplare aus den Bernsteinen einen segmentierten Hinterleib – aber einen Schwanz hat keine heutige Vertreterin der Gliederspinnen mehr.

Der kreidezeitlichen Schwanz-Spinne haben die Forscher nun den Namen Chimerarachne yingi gegeben – nach den Chimären aus der griechischen Mythologie, den Mischwesen aus Teilen von mehr als nur einem Tier. Sie vermuten, dass diese Spinnen entweder die primitivsten bekannten Webspinnen repräsentieren oder zu einer Gruppe ausgestorbener Spinnentiere gehörten, die sehr nah mit dem Ursprung der heutigen Spinnen verknüpft war.

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Vermutlich eine Antenne

Doch wozu diente der Schwanz? Den Forschern zufolge handelte es sich wohl um ein sensorisches Organ. „Anhängsel dieser Art sind in der Regel Antennen – sie dienen zur Wahrnehmung der Umwelt“, erklärt Co-Autor Paul Selden von der University of Kansas in Lawrence. Über die Lebensweise der Spinne mit dem Schwanz können die Forscher allerdings nur spekulieren. Da sie sich in Baumharz verfangen hat, lebte sie möglicherweise in der Rinde oder im Moos von Bäumen.

„Wir wissen nicht, ob sie Netze gebaut hat“, sagt Selden. „Spinnen verwenden ihre Seide für viele unterschiedliche Zwecke – um Kokons einzuwickeln, Höhlen auszukleiden oder einfach um eine Spur zu hinterlassen. Ich glaube nicht, dass Chimerarachne yingi Netze gebaut hat, die sich über Büsche erstreckten. Aber wie alle Spinnen war sie sicherlich eine Fleischfresserin, die es auf Insekten abgesehen hatte“, so der Forscher.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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