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„Verlorener“ Kontinent entdeckt

Erde|Umwelt

„Verlorener“ Kontinent entdeckt
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Versteckt unter Strand und Vulkanen liegen Reste eines alten Kontinents (Foto: Susan J. Webb, University of the Witwatersrand)
Die Insel Mauritius galt bisher als geologisch sehr jung. Erst vor rund neun Millionen Jahren türmten Vulkane diese Insel im Indischen Ozean auf. Doch jetzt haben Forscher im Gestein von Mauritius winzige Zirkonkörnchen entdeckt, die bereits drei Milliarden Jahre alt sind. Dies spricht dafür, dass unter der jungen Insel Reste eines alten Kontinents liegen. Diese „Mauritia“ getaufte Landmasse verband vor rund 90 Millionen Jahren Indien mit Madagaskar, wurde dann aber in kleine Stücke zerrissen.

Die östlich von Madagaskar liegende Insel Mauritius ist den meisten als Urlaubsparadies bekannt, dessen tropische Landschaft von Vulkanbergen überragt wird. Nach gängiger Lehrmeinung entstand diese Insel, als ein vulkanischer Hotspot sich vor rund neun Millionen Jahren durch die ozeanische Kruste des Indischen Ozeans brannte und die Feuerberge schuf. Im Jahr 2013 jedoch weckte ein Fund am Strand von Mauritius erste Zweifel an diesem Szenario: In Sandkörnern entdeckten Forscher Einschlüsse in winzigen Zirkonkristallen, die auf ein weit höheres Alter der Insel schließen ließen und auf zumindest einen Rest kontinentaler Kruste unter dem jungen Vulkangestein. Damals konnte man aber nicht völlig ausschließen, dass die losen Körnchen über das Meer angeschwemmt worden waren.

Um dies zu überprüfen, haben nun Lewis Ashwal von der University of the Witwatersrand in Johannesburg und seine Kollegen erneut Gesteinsproben aus Mauritius untersucht. Diesmal jedoch wurden die Proben nicht am Strand gesammelt, sondern aus einem offen liegenden Fels aus vulkanischem Trachyt geschlagen. Zwar war dieses Vulkangestein erst wenige Millionen Jahre alt, die Forscher hofften aber, dass die urzeitliche Lava bei ihrem Aufstieg aus der Tiefe auch weit ältere Zirkonkristalle mit nach oben befördert hatte. Tatsächlich wurden Ashwal und seine Kollegen fündig: Sie entdeckten 13 Zirkonkristalle, die sie näher analysieren und mittels Blei-Uran- und Uran-Thorium-Verfahren datieren konnten. Das Ergebnis: In drei der Zirkon-Körnchen wiesen die Wissenschaftler Material nach, das schon 2,5 bis 3 Milliarden Jahre alt war. Diese Kristalle stammen damit aus Gesteinsschichten, die weit älter sind als das junge vulkanische Deckgestein von Mauritius. Alter und Zusammensetzung der Zirkonkörnchen entsprechen altem Kontinentgestein, wie es heute beispielsweise noch im Zentrum Madagaskars vorkommt. „Damit bestätigen unsere Funde die Existenz alter Kontinentkruste unter Mauritius“, berichten Ashwal und seine Kollegen.

Gedehnt und zerrissen

Wo aber kommt dieser Krustenrest her? Die Wissenschaftler gehen von folgendem Szenario aus: Vor rund 130 Millionen Jahren brach vom alten Südkontinent Gondwana ein Stück ab und begann, nach Norden zu driften. Dieses Fragment bestand aus Madagaskar, der Indischen Platte und den Seychellen. Vor rund 90 Millionen Jahren trennte sich Madagaskar von Indien ab. Entgegen bisherigen Annahmen existierte jedoch damals im Bereich zwischen diesen beiden Fragmenten ein alter Mikrokontinent, von den Forschern „Mauritia“ getauft. Als dann Indien vor rund 80 Millionen Jahren weiter nach Norden wanderte, wurde dieser Mikrokontinent auseinandergezogen und zerbrach in eine Ansammlung kleiner Fragmente. Durch die vulkanische Aktivität in dieser Region des Indischen Ozeans wurden die Fragmente weiter auseinandergedrängt. „Mauritia wurde nach und nach zu einer schnurartigen Konfiguration auseinandergerissen“, so Ashwal und seine Kollegen. Unterschiedlich große Teilstücke der kontinentalen Kruste gliederten sich dabei in die ozeanische Kruste des neu entstehenden Indischen Ozeans ein.

Heute sind die Überreste des alten Mikrokontinents Mauritia über einen schmalen Bogen verteilt, der von der Südwest-Spitze Indiens bis nach Mauritius reicht. Auch das nördlich von Mauritius liegende Flachwassergebiet Saya de Malha und das Chagos Archipel sind Überreste dieser alten Landmasse. „Unsere Studie zeigt, dass die vermeintlich homogene ozeanische Kruste längst nicht so einheitlich ist wie angenommen“, erläutert Michael Wiedenbeck vom GeoForschungszentrum Potsdam GFZ. „Vielmehr verbergen sich unter dem Meeresboden immer wieder Bruchstücke von alten Kontinenten. Wir müssen sie nur entdecken.“

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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