Das Alter der Fundstücke bestimmten die Wissenschaftler mit der Radiocarbonmethode. Demnach sind die Funde in der Vanguard-Höhle mehr als 41.800 und die der Gorham-Höhle über 32.000 Jahre alt. Muschelfunde in der obersten Sedimentschicht lassen darauf schließen, dass die Bewohner die Schalentiere sammelten und in der Höhle aßen, nachdem sie die Schale mit Hilfe von Feuer geöffnet hatten. In tieferliegenden Schichten fanden die Wissenschaftler zudem sowohl Knochen von Landsäugetieren wie Steinböcken, Rotwild, Wildschweinen und Bären als auch Überreste von Robben, Delfinen, Vögeln, Schildkröten und Fischen. Dort stießen die Forscher auch auf Werkzeuge, die typischerweise von Neandertalern genutzt wurden.
Die Knochen aller Landsäuger und zweier Mönchsrobben zeigten Schnittspuren, wie sie zum Beispiel entstehen, wenn Fleisch mit einem scharfen Werkzeug vom Knochen getrennt wird. Andere Knochen waren gezielt über dem Feuer erhitzt worden ? vermutlich, um leichter an das Knochenmark zu gelangen, erläutern die Forscher. Sie glauben daher nicht, dass die Neandertaler die Tierkadaver zufällig fanden und verwerteten, sondern dass sie bereits regelmäßig ihren Speiseplan um die Meeresbewohner erweiterten. Da der Großteil der gefundenen Tiere noch nicht ausgewachsen war, vermuten die Forscher zudem, dass die Neandertaler das Verhalten ihrer Beutetiere kannten und die Tiere genau dann jagten, wenn diese besonders leicht zu fangen waren.
Die Vanguard-Höhle und Gorham-Höhle wurden sowohl von Neandertalern als auch später von anatomisch modernen Menschen bewohnt, hatten bereits frühere Untersuchungen gezeigt. Die Küste von Gibraltar gilt zudem als eines der letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler vor ihrem Aussterben. Möglicherweise trug die abwechslungsreichere Ernährung dazu bei, dass die Frühmenschen dort länger überleben konnten als im Rest Europas, spekulieren die Wissenschaftler.