An der Tropenkrankheit Malaria sterben jährlich etwa zwei Millionen Menschen. Ein europäisch-amerikanisches Forscherteam suchte nun nach den Ursprüngen der Krankheit in Afrika und im Mittelmeerraum. Wie sie in der Fachzeitschrift „Science“ berichten, begann in Afrika die Ausbreitung der über Mücken übertragende Infektion vor rund 6500 Jahren. In den Mittelmeerraum dagegen dehnte sich Malaria erst rund 3200 Jahre später aus.
Für ihre Zeitabschätzung untersuchten die Mutationen eines Gens im Menschen, das für die Bildung des Enzyms Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase (G6PD) verantwortlich ist. Dieses Molekül spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel in den roten Blutkörperchen, in denen sich die Malaria-Erreger, die Plasmodien, einnisten. Menschen, die über einen G6PD-Enzymdefekt (Sichelzellanämie) leiden, sind gegenüber Malaria-Plasmodien resistenter als die übrige Bevölkerung. Dieser Selektionsvorteil führt zu einem signifikant verändertem Erbgut bei der Bevölkerung in Malaria-Gebieten. Aus diesen Gen-Veränderungen konnten die Forscher nun eine Aussage über die zeitliche und örtliche Verbreitung der Malaria über die vergangenen Jahrtausende hinweg folgern.
So fällt die Verbreitung der Krankheit in Afrika zeitlich mit dem aufkommenden Ackerbau zusammen. Auch das Klima wurde in dieser Zeitspanne feuchter, so dass die Lebensbedingungen für den Plasmodien-Überträger, der Anopheles-Mücke, günstiger wurden. Für die Verbreitung in den Mittelmeerraum könnte nach Aussage der Wissenschaftler die Kolonisation durch die Griechen und der Aufbau von Handelswegen verantwortlich gemacht werden. Es sei sogar möglich, dass die Erbgut-Mutation von den Truppen Alexanders des Großen in der Region verbreitet worden seien, spekulieren Sarah A. Tishkoff von der Pennsylvania State University .
Zwar könnten die entdeckten Genmutationen prinzipiell auch über eine zufällige Gendrift erklärt werden. Doch da die Frequenz der Genveränderungen zu schnell zugenommen hat und in Afrika und im Mittelmeerraum unabhängig voneinander aufgetreten ist, glauben die Wissenschaftler an die Aussagekraft ihrer Untersuchungen.
Jan Oliver Löfken