Das Aidsvirus HIV-2, das vor allem in Westafrika verbreitet ist, hat bereits Anfang der 40er Jahre die ersten Menschen im westafrikanischen Staat Guinea-Bissau befallen. Zur Zeit des dortigen Unabhängigkeitskrieges in den 60er Jahren infizierte HIV-2 schließlich immer mehr Menschen und löste eine Epidemie aus, berichtet ein internationales Forschungsteam in einer Vorabpublikation des Fachmagazins „PNAS“. Entdeckt wurden die Aidsviren dagegen erst 1984.
Die Forscher um Philippe Lemey von der Katholischen Universität Leuven (Belgien) hatten das Erbgut von HIV-2 mit jenem eines Virus in Grünen Meerkatzen verglichen, aus dem sich HIV-2 entwickelt hat. Diese Abspaltung vom Meerkatzen-Virus und den Befall des Menschen hatte sich den Analysen zufolge bereits Anfang der 40er Jahre ereignet.
Erst zwischen 1955 und 1970 aber wurde HIV-2 zur Plage. Als treibende Kraft vermuten die Forscher den Unabhängigkeitskrieg Guinea-Bissaus gegen Portugal zwischen 1963 und 1974. Ein verändertes Sexualverhalten und eine schlechte medizinische Versorgung, etwa die Benutzung von unsterilen Spritzen, hätten die Verbreitung von HIV-2 gefördert, vermuten die Forscher.
Weltweit bedeutend mehr Menschen leiden unter dem Aidsvirus HIV-1. Dieses entwickelte sich vermutlich aus einem Schimpansen-Virus.
ddp/bdw ? Marcel Falk