Mit den Fingern können gleichzeitig bis zu drei Gegenstände intuitiv und ohne Abzählen ertastet werden. Zieht ein Durstiger also eine Anzahl Münzen aus der Hosentasche, um sie in einen Getränkeautomaten zu werfen, muss er ab vier Münzen bewusst zählen. Bis zu drei Münzen erfasst er jedoch spontan allein durch das Berührungsmuster auf seinen Hand- und Fingerflächen. Das haben britische und französische Psychologen in Tests mit 16 Freiwilligen gezeigt.
Menschen können Zahlen von bis zu drei Gegenständen auf einen Blick erfassen, ohne abzuzählen. Wenn mehr Gegenstände zu sehen sind, wählen sie andere Strategien wie etwa abschätzen oder abzählen. Ähnliches gilt auch für das Ertasten, wie Kevin Riggs von der
Metropolitan University in London und seine Kollegen in ihren Studien nun zeigten. Dazu legten die Probanden ihre Hände auf eine Oberfläche mit Löchern unterhalb der Finger, durch die ein Stift durchgeschoben werden konnte. Alle zehn Finger konnten so in beliebiger Kombination berührt werden.
Bei einer Stimulation von sieben bis zehn Fingern mussten die Probanden ganz bewusst zählen, ergaben die Tests. Daher konzentrierten sich die Forscher auf kleinere Zahlen. Die Testpersonen konnten dabei eine bis drei Fingerberührungen mit einer Zuverlässigkeit von über 90 Prozent erfassen. Schon eine Berührung mehr ließ diesen Wert auf 74 Prozent abfallen. Im Vergleich zum Erfassen von Zahlenmengen mit den Augen dauerte die taktile Wahrnehmung deutlich länger. Dies führen die Forscher darauf zurück, dass das taktile Erfassen kleiner Zahlenmengen im Alltag eher ungewöhnlich ist und kaum geübt wird.
Kevin Riggs (Metropolitan University, London) et al.: Psychological Science, Bd. 17, Nr. 4 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer