Wenn Menschen mit einer schweren Demenz sich fühlen und verhalten wie Kinder, mag das von der Erfahrung ihrer Hilflosigkeit herrühren ? jedoch auch von bestimmten Veränderungen im Gehirn. Unter leistungsfähigen Tomographen wirkt die weiße Substanz im Gehirn von Alzheimerpatienten wie die von kleinen Kindern, berichteten Ärzte auf einem Treffen der Amerikanischen Röntgen-Gesellschaft in San Diego.
Die weiße Substanz verbindet im Kopf weit auseinanderliegende Gehirnteile miteinander. Bei Kindern ist diese Struktur noch nicht gefestigt, weshalb Tomographen starke Bewegungen im molekularen Bereich registrieren. Die Bewegungen fanden die Forscher um Jeffrey Lassig von der Universität Michigan in Ann Arbor nun auch bei Alzheimerpatienten. Bei den Betroffenen sind die Molekülbewegungen jedoch kein Zeichen von hoher Flexibilität, sondern von einer schleichenden Zerstörung im Gewebe, sagen die Forscher.
Bisher ist noch wenig bekannt über die Veränderungen in der weißen Substanz von Alzheimerpatienten, betont Lassig. Mediziner haben vor allem den Tod von Nervenzellen in der grauen Außenschicht der Gehirne untersucht, der für die typischen Symptome der Patienten verantwortlich gemacht wird. Schäden in der weißen Substanz halten viele Forscher dagegen für eine zweitrangige Folgeerscheinung. Aber niemand kann sich bei dieser Einschätzung sicher sein, sagt Lassig, weshalb die Studien fortgeführt werden sollten.
ddp/bdw ? Andreas Wawrzinek