DNA-Spuren an einem Tatort sollen britischen Ermittlern künftig den Familiennamen des Täters verraten. Die Idee dahinter: Die männlichen Y-Chromosomen werden in der väterlichen Linie weitervererbt ? genauso wie der Name. Daher müssten die Geschlechtschromosomen von Männern mit dem gleichen Nachnamen eine gewisse Familienähnlichkeit zeigen, so die Theorie. Über diesen Ansatz britischer Forensiker berichtet der Online-Dienst des Magazins New Scientist.
Y-Chromosomen haben einige Schlüsselmerkmale, anhand derer sie miteinander verglichen werden können. Laut David Werret vom Forensischen Wissenschaftsdienst des britischen Innenministeriums reicht dabei die Übereinstimmung von lediglich 20 dieser Marker aus, um sicherstellen zu können, dass es sich bei zwei Proben um den gleichen Spender handelt. Diese Merkmale sind größtenteils bereits in DNA-Datenbanken abgespeichert und sollen nun auch für die Namensbestimmung verwendet werden.
Dieser Ansatz ist nach Ansicht von Experten jedoch nicht sehr zuverlässig. Ein potenzielles Problem ist beispielsweise, dass einige Familiennamen mehrere Ursprünge haben und daher zu verschiedenen Y-Chromosomenmerkmalen passen. Außerdem wird der Nachname nicht immer vom Vater an den Sohn weitergegeben. Uneheliche Geburten, Übernahme des mütterlichen Familiennamens oder Adoptionen könnten dabei Ursachen für die nicht passende Namen-Chromosomen-Kombination sein.
Prinzipiell könnte die Idee der chromosomalen Familienähnlichkeit jedoch funktionieren: Im April dieses Jahres wurde bereits ein Mordverdächtiger mithilfe eines ähnlichen Ansatzes überführt, bei dem Übereinstimmungen zwischen der DNA am Tatort und der eines engen Familienmitglieds des Täters entdeckt worden waren.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel