Dieser schnelle Lerneffekt bei den kleinen Mädchen trat aber nur bei einer Kombinationen aus negativen, ängstlichen Gesichtsausdrücken und Spinnen ein. Bei anderen Kombinationen hatten sie ihren männlichen Pendants nichts mehr voraus. Alle Babys lernten gleich schnell. Dies und die Tatsache, dass sich alle Babys gleich verhielten, wenn das erste Bild eine Kombination aus Spinne und lachendem Gesicht zeigte, brachte die Forscher zu folgendem Schluss: Die Furcht vor Tieren wie Spinnen ist nicht angeboren, sondern antrainiert. Weibliche Babys lernen diese Angst wesentlich schneller als männliche. Sie haben also eine genetische Veranlagung zum Erlernen von Furcht vor potenziell gefährlichen Tieren.
Das erscheine aus biologischer Sicht logisch, erklärt Rakinson. Es mache wenig Sinn für ein Baby, in einem Alter Furcht zu empfinden, in dem es noch gar nicht reagieren könne. Dies wäre bei der angeborenen Angst der Fall. Furcht ist biologisch gesehen ein Reflex, der ein Individuum vor Gefahr bewahren soll, indem ein bestimmtes Objekt gemieden wird. Babys erlernen die Furcht, wenn sie alt genug sind, Gesichtsausdrücke zu deuten und in kleinem Rahmen auf ihre Umwelt zu reagieren ? zum Beispiel durch Wegkrabbeln. Dass Frauen die Furcht vor den achtbeinigen Kreaturen schneller übernehmen, erklärt Rakinson mit der Arbeitsteilung der frühen Jäger- und Sammler-Kulturen. Der Jagderfolg der männlichen Jäger wäre durch die Angst nur geschmälert worden, während die Frauen ihre Kinder damit vor möglicherweise gefährlichen Tieren schützen konnten.