Die Wissenschaftler konstruierten zunächst eine Reihe durchschnittlich und überdurchschnittlich attraktiver Werbegesänge. Diese spielten sie Hunderten isoliert aufgezogener Grillenweibchen mit Hilfe eines Tonbandgeräts vor. Liefen die Grillen auf den Lautsprecher zu, folgerten die Forscher, dass die Entscheidung zugunsten des jeweiligen Kandidaten gefallen war: Da Grillenweibchen nicht zirpen können, folgen sie in der Natur den Lauten des Männchens, für das sie sich entschieden haben.
Die Versuchsergebnisse waren eindeutig: Hatten die Weibchen zunächst einen durchschnittlichen Partner gehört, waren sie auch beim nächsten Mal mit einem Durchschnittsmännchen zufrieden. Die Weibchen aber, die zuerst der Melodie eines überdurchschnittlich attraktiven Partners gelauscht hatten, gaben sich danach wesentlich seltener und zögerlicher mit einem durchschnittlichen Partner ab.
Die Grillenweibchen seien demnach in der Lage, Erinnerungen an vorherige Partner abzurufen und neue Kandidaten mit ihren Vorgängern zu vergleichen, folgern die Forscher. Darin sehen sie einen Beweis dafür, dass auch Insekten, die als Einzelgänger leben, aus Erfahrungen lernen können. Diese Fähigkeit war bislang vor allem Wirbeltieren und einigen in sozialen Gemeinschaften lebenden Insekten zugesprochen worden.