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Artenreiche Tangwälder

Erde|Umwelt

Artenreiche Tangwälder
Submariner Kelpwald
Tangwälder bieten vielen Meerestieren eine Lebensgrundlage. (Foto: Shur_ca/ istock)

Kelpwälder aus riesenhaften Braunalgen gelten als Hot Spots der Artenvielfalt. Warum die Gewächse die tierische Biodiversität fördern, haben Forscher nun untersucht. Das überraschende Ergebnis: Anders als gedacht ist die Rolle des Riesentangs als Nahrungsquelle für Fische und Co vergleichsweise gering. Stattdessen entfaltet er seine Wirkung auf einem anderen, indirekten Weg. Demnach ist es vor allem seine physische Dominanz, die die Fauna florieren lässt.

Kelpwälder gelten als submarine Gegenstücke der Regenwälder. Die dichten Ansammlungen aus besonders groß wachsenden Braunalgen gedeihen vor allem in den Uferzonen von Meeren der gemäßigten Breiten und spielen für die dortigen Lebensgemeinschaften eine wichtige Rolle. Schon Charles Darwin erkannte die Bedeutung dieser Unterwasserwälder, als er vor über 100 Jahren mit der „Beagle“ nach Südamerika reiste. Er notierte: „Inmitten der Blätter des Riesentangs leben zahlreiche Fische, die nirgendwo sonst Nahrung oder Schutz finden. Und auch Seevögel, Otter, Seehunde und Delfine würden wohl bald verschwinden, würde der Kelp zerstört.“ Dass die Tangwälder vielen Tieren eine Lebensgrundlage bieten, ist bis heute unbestritten. Doch wie groß ist der Einfluss des Riesentangs (Macrocystis pyrifera) wirklich? „Es gibt nur wenige quantitative Daten, die das dokumentieren könnten“, schreiben Robert Miller von der University of California in Santa Barbara und seine Kollegen.

Statur als entscheidender Faktor

Um diese Forschungslücke zu schließen, haben die Wissenschaftler die Rolle des Kelps nun genauer untersucht. Dafür beobachteten sie fünfzehn Jahre lang unterschiedliche Tangwald-Systeme entlang des Santa-Barbara-Kanals im Pazifischen Ozean. Konkret hielten sie fest, wie sich die Biomasse des Riesentangs sowie die Populationen zahlreicher dort lebender Arten entwickelten, darunter Algen, Seescheiden, Meeresschnecken und Fische. Mithilfe eines Modells analysierten sie anschließend, wie genau sich die Verfügbarkeit des Tangs auf die tierische Biodiversität am Standort auswirkte – und über welche Mechanismen dies geschah. Die Daten bestätigen: Der Riesentang hat für die Artenvielfalt tatsächlich eine herausragende Bedeutung. Je besser er gedeiht, desto vielfältiger wird demnach die Fauna.

Das Überraschende dabei: Die riesenhaften Braunalgen scheinen dem Ökosystem auf andere Art und Weise zu dienen als gemeinhin angenommen. So wird den Tangwäldern häufig eine besondere Bedeutung als Nahrungsquelle für Wirbellose und Fische zugesprochen, die sich wiederum auf das gesamte Nahrungsnetz auswirkt. Nach den Ergebnissen der Forscher entfaltet der Riesentang seine Wirkung jedoch vor allem durch seine dominante physische Präsenz. Zum Beispiel hemmen die großen Gewächse das Wachstum von Algen in den tieferen Stockwerken, indem sie sie beschatten. Dies wiederum nutzt sessilen Arten wie Manteltieren, die mit diesen Algen um Platz auf dem Ozeanboden konkurrieren. Eine größere Vielfalt solcher Arten lockt wiederum mehr Räuber an, die sich von diesen Tieren ernähren und so weiter.

Darwin hatte recht

Die Statur der gigantischen Braunalge ist demnach der größte Einflussfaktor in Bezug auf die Artenvielfalt, wie das Team zusammenfasst. Dabei ist wohl auch seine Eigenschaft, in dichten Wäldern zu wachsen, entscheidend. An Stellen, wo der Riesentang nicht so dicht wächst, könnte sein Einfluss auf die Lebensgemeinschaft daher geringer ausfallen. „Es ist bemerkenswert, dass Darwin die ökologische Bedeutung des Riesentangs schon vom Schiff aus erkannte“, schreiben Miller und seine Kollegen. Denn unter Wasser war der Evolutionsbiologie nie. „Obwohl unsere Studie in Südkalifornien und nicht in Südamerika durchgeführt wurde, stimmen wir mit Darwins Beobachtungen überein: Riesentangwälder sind Hot Spots der Artenvielfalt“, schließen sie.

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Quelle: Robert Miller (University of California, Santa Barbara) et al., Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2017.2571

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