Lerchen können ausdauernd im Flug zwitschern und Amseln viele Strophen von den Dächern flöten. Während die Meistersinger einen Vers nach dem anderen von sich geben, müssen sie zwischendurch immer wieder kurz Luft holen. Allerdings ist die Pause zum Einatmen vor allem bei kleinen Singvögeln so kurz, dass wir sie nicht wahrnehmen können. Größere Vögel haben größere Lungen, die mehr Zeit benötigen, um sich mit Luft zu füllen – was man als kurze Pause beim Singen hören kann.
Den kurzen Verschnaufer brauchen die Vögel in der Regel nicht zur Sauerstoffversorgung, sondern um weiter zu singen. Denn der Gesang entsteht beim Ausatmen im Stimmkopf der Tiere. Dieses Organ, das auch Syrinx genannt wird, sitzt am unteren Ende der Luftröhre und besteht aus zwei Paar Membranen, die beim Ausatmen hochfrequent schwingen. Durch den hohen Druck beim Ausatmen können selbst kleine Vögel wie Zaunkönige enorm laut singen.
Die Atmung der Vögel unterscheidet sich grundlegend von der Atmung der Säugetiere. Während bei Säugern die Luft beim Einatmen denselben Weg nimmt wie beim Ausatmen, fließt bei Vögeln der Atem zirkulär: erst durch paarig angeordnete Luftsäcke, dann durch die Lungenflügel und schließlich durch weitere Lungensäcke wieder zurück in die Bronchien. Vögel haben auch kein Zwerchfell, das den Brustkorb bewegt. Rippen- und Bauchmuskeln erweitern und verengen vielmehr den Brustkorb, sodass die Luft hineingesaugt und herausgepresst wird.