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Auch Dinos tarnten sich schon

Erde|Umwelt

Auch Dinos tarnten sich schon
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Modell des untersuchten Dinosauriers. © Jakob Vinther/Robert Nicholls
Bloß nicht auffallen! Viele Tierarten haben raffinierte Tarnsstrategien entwickelt, um hungrigen Blicken von Räubern zu entgehen. Wie nun eine Studie belegt, nutzten auch schon Dinosaurier diese Konzept. Spektakulär gut erhaltene Hautstrukturen eines Vertreters der sogenannten Papageien-Dinosaurier (Psittacosaurus ) zeigen: Der Körper der bis zu zwei Meter langen Tiere war oben etwas dunkler gefärbt als unten. Dabei handelt es sich um eine Strategie, mit der sich auch einige heutige Wald-Tiere tarnen. Außerdem konnten die Forscher interessante Details der seltsamen Schwanzborsten der Papageien-Dinos aufdecken.

Bei Psittacosaurus handelte es sich um eine Gattung von relativ kleinen pflanzenfressenden Dinosauriern, die in der Kreidezeit im heutigen Ostasien lebten. Die Strukturen ihres Kopfes und der Schnabel-artigen Schnauze erinnern an die Merkmale eines Papageien, was den Tieren den Namen Psittacosaurus (Papagei-Echse) eingebracht hat. Das nun untersuchte Fossil stammt aus China und zeigt einen Vertreter dieser Wesen in erstaunlich gutem Erhaltungszustand: Es zeichnen sich sogar Details von Weichteilen, der Haut und den Schwanz-Borsten ab. Diesen Merkmalen hat nun ein internationales Forscherteam eine gezielte Studie gewidmet.

Oben dunkel – unten hell

Die Forscher konnten anhand von Resten des Hautfarbstoffes Melanin in den fossilen Haut-Spuren Rückschlüsse auf die einstige Pigmentierung des Tieres gewinnen. Mit den Daten erzeugten sie ein detailliertes 3D-Modell des Psittacosauriers, das sie am Computer unterschiedlichen Beleuchtungen aussetzen konnten. Es zeigte sich: Das Tier war auf der Oberseite  dunkler gefärbt als auf der Unterseite. Bei Licht von oben entstand dadurch ein visueller Effekt, der den Körper flach erscheinen ließ und damit weniger auffällig, erklären die Forscher.

Vergleiche mit heutigen Tieren, die eine ähnliche Tarnstrategie nutzen, zeigen: Das Farbschema des untersuchten Psittacosauriers war besonders gut für die Tarnung in geschlossenen Waldgebieten geeignet. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass dies auch der bevorzugte Lebensraum des Tieres war. “Wir waren erstaunt zu sehen, wie gut das Farbschema diesen kleinen Dinosaurier tarnen konnte”, berichtet Co-Autor Jakob Vinther von der University of Bristol. Den Forschern zufolge entgingen sie so vermutlich eher den gierigen Blicken der Räuber in ihrem einstigen Lebensraum.

Borstiger Balz-Schmuck

Neben diesen Erkenntnissen zur Hautfarbe und Tarnung haben die Wissenschaftler auch neue Informationen über eines der charakteristischsten Merkmale der Psittacosaurier aufgedeckt: Die langen Borsten am Schwanzende. “Wir haben uns dieses Detail mit einer neuen Methode – der Laser-stimulierten Fluoreszenz – genauer angeschaut”, erklärt Co-Autor Gerald Mayr vom Senckenberg Forschungsinstitut. “Unsere Untersuchungen zeigen klar, dass es sich bei den Borsten um Hautstrukturen handelt.”
Ihm und seinen Kollegen zufolge ähneln diese Anhängsel dem borstenartigen “Bart” an der Brust heutiger Truthähne und dem Stirnhorn von Wehrvögeln – einer ursprünglichen Gruppe der Gänsevögel. “Bisher wurde kontrovers diskutiert, ob die Borsten von Psittacosaurus mit heutigen Federn zu vergleichen sind. Der Vergleich mit den Truthahn-Borsten zeigt, dass die fossilen Hautanhänge als evolutionäre Vorläufer von Federn gesehen werden können”, so Mayr.

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Wie er erklärt, ist dies im Fall von Psittacosaurus durchaus eine Überraschung: “Auch wenn in den letzten Jahren zahlreiche gefiederte Saurier aus China beschrieben wurden, sind Psittacosaurier nur sehr entfernt mit den heutigen Vögeln verwandt”. Wozu ihnen die Borsten dienten, scheint sich auch abzuzeichnen: Da der Schwanzbereich nur teilweise von ihnen bedeckt war, vermittelten sie wohl kaum Kälteschutz. “Vielmehr vermuten wir, dass die Saurier die Borsten zur Kommunikation, zum Beispiel bei der Balz einsetzten”, sagt Mayr.

Originalarbeiten der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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