Haut wird im Alter rau und ledrig, weil die Hautzellen selbst immer starrer werden. Entgegen der bisherigen Annahme spielen Eiweiße wie Kollagen bei der Alterung der Haut dagegen kaum eine Rolle. Diese These vertreten Wissenschaftler um Igor Sokolov von der Clarkson-Universität in New York. Die Erkenntnis könnte neue Therapiemöglichkeiten für altersbedingte Krankheiten wie Arterienverhärtung, Gelenksteifheit und Alzheimer eröffnen, meldet die Universität in Potsdam (USA).
Die so genannten
Epithelzellen finden sich überall an und im menschlichen Organismus: Sie bedecken nicht nur als Haut den Körper, sondern auch andere Oberflächen wie die Blutgefäße, die Nieren, die Leber und das Gehirn. Wie sich die Steifheit dieser Zellen im Alter verändert, konnten Sokolov und seine Kollegen nun mithilfe eines speziellen Verfahrens untersuchen. Die Wissenschaftler maßen mithilfe eines
Kraftmikroskops die Dehnbarkeit des Skeletts einzelner Zellen, indem sie eine winzige Spitze mit einem Durchmesser von fünf tausendstel Millimetern auf die Zelle drückten. Jüngere Zellen waren dabei um das zwei- bis zehnfache dehnbarer als alte Zellen, ergab sich aus den Untersuchungen.
Viele altersbedingte Krankheiten gehen mit darauf zurück, dass solche oberflächlichen Zellschichten ihre Elastizität verlieren. Das war Wissenschaftlern bereits seit längerem bekannt. Die Ursache für die nachlassende Elastizität suchten die Forscher bislang jedoch ausschließlich in Proteinen außerhalb der Zelle. Diese Eiweiße, darunter das Kollagen, fungieren als eine Art Klebstoff, der die Zellschichten abdichtet. Viele Therapieansätze liegen dieser Vermutung zu Grunde. Sokolov und seine Kollegen sehen jedoch die Ursache des Elastizitätsverlustes im Skelett der Zellen selbst: Die zunehmende Starrheit lasse sich durch die zunehmende Dichte der Fasern im Zellskelett erklären. Das Zellgerüst verhalte sich wie ein Eisengerüst, das mit immer zahlreicheren Querstreben verstärkt wird.
Diese Entdeckung erfordere nach Ansicht der Wissenschaftler ein Umdenken in der Behandlung vieler altersbedingter Krankheiten. Künftige Therapien müssten demnach direkt am Zellskelett ansetzen und dessen übermäßige Versteifung verhindern.
bdw/ddp ? Oliver Schmid