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Auftrieb für die Käserebellen

Eine kleine Käserei in Vorarlberg lehnt sich gegen die Großindustrie und deren Praktiken auf, zahlt ihren Bauern einen vernünftigen Milchpreis und hält nichts von Gentechnik. Höchst erfolgreich : Die Firma wird mit Preisen überhäuft.

Auftrieb für die Käserebellen
Die Rebellion vollzieht sich einen Steinwurf hinter der österreichischen Grenze. Eine steile kurvige Straße führt zu ihr durch dünnen Nebel, vom Allgäu ins vorarlbergische Sulzberg. Auf luftigen tausend Höhenmetern wartet Andreas Geisler. Er ist ein Rebell mit Anzug und Laptop. Der Kontrast zwischen bäuerlicher Idylle und dem Hightech-Maschinenpark in seinem Hauptquartier könnte greller nicht sein. Draußen Gasthäuser, die Namen wie „Alpenblick“ und „Sonnenterrasse“ tragen, drinnen blitzende Pressen, Tanks, Maschinen, Arbeiter in sterilen weißen Anzügen. Willkommen

Fragt man Andreas Geisler, gegen was seine Firma rebelliert, muss man ein aufmerksamer Zuhörer sein. Es fallen Wörter wie „Heumilch“, „Gentechnik“, „Preisdruck“, „Silage“, „Traditionsverlust“ und „Globalisierung“ im Stakkatotakt. Der Mann brennt für guten Käse. „So viel ist schiefgelaufen bei den großen Käseherstellern in den vergangenen Jahrzehnten“, wettert Geschäftsführer Geisler. „Wir wollen das nicht. Unsere Milch ist unsere Rebellion!“ Seine Käsesorten heißen „Kaiserrebell“, „Bergrebell“ oder „Höhlenrebell“ und werden nur aus Heumilch gemacht, in der besonders viele gesunde Omega-3-Fettsäuren drinstecken. Die Kühe bekommen während der Wintermonate nur Heu, im Sommer grasen sie auf der Kräuterwiese.

Längst ist das die absolute Ausnahme: 1970 fütterten über zwei Drittel der österreichischen Bauern ihre Kühe ausschließlich mit Heu und Gras. Heute sind es noch 15 Prozent – und selbst damit ist Österreich weit vorne in Europa.

Denn die Industrie hat den Käse eingeholt. 97 Prozent der europäischen Milchbauern geben ihren Tieren inzwischen Silage, das ist vergorener und damit haltbar gemachter Grasschnitt. Dem Futter wird häufig Soja als Eiweißlieferant zugesetzt, das wiederum zu 80 bis 90 Prozent gentechnisch verändert ist, wie der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland schätzt.

Deutschland importiert jährlich rund fünf Millionen Tonnen Soja-Futter. Mit einem entsprechend hohen gentechnisch veränderten Anteil. „Der Verbraucher hat keine Chance, da durchzublicken, weil es keine Kennzeichnungspflicht gibt“, kritisiert Foodwatch-Sprecher Martin Rücker.

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Österreich hat sich früh dagegen gewehrt. 1997 unterstützten 1,2 Millionen Bürger das Gentechnik-Volksbegehren, das die Alpenrepublik frei von manipulierten Pflanzen machen sollte. Zwar wachsen in Österreich nun nirgends veränderte Früchte auf dem Feld, doch über das aus Brasilien eingeführte Futter gelangt die Gen-Soja auch in Alpen-Kühe. Milch, Käse und Fleisch, die damit produziert werden, müssen dann – so die EU-weite Regel – nicht gekennzeichnet werden.

Die Käserebellen setzen einen beispielhaften Kontrapunkt…

CHRISTOPH BEHRENS

(Weiter lesen können Sie in der Juli-Ausgabe von natur+kosmsos.)

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