Für das Gehirn ist Fehler gleich Fehler ? unabhängig davon, ob er selbst gemacht oder nur beobachtet wird: Bei eigenen Missgeschicken und bei denen anderer werden die gleichen Gehirnregionen aktiv. Das haben niederländische Wissenschaftler beim Aufzeichnen der Gehirnströme von Freiwilligen entdeckt, die entweder selbst eine Aufgabe lösten oder anderen dabei zusahen. Die Forscher um Hein van Schie von der Universität Nijmegen beschreiben ihre Untersuchung in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience.
Bei den Tests leuchteten ganz kurz Bilder von Pfeilen auf, die entweder nach rechts oder nach links zeigten. Im ersten Teil sollten die Probanden durch einen Druck auf einen Hebel mit der rechten oder linken Hand anzeigen, in welche Richtung der Pfeil zeigte. Dabei wurde ihnen nach jedem Durchgang mitgeteilt, wie viele Fehler sie gemacht hatten. Im zweiten Teil sollten die Probanden einen anderen Teilnehmer bei der gleichen Aufgabe beobachten und zählen, wie häufig er den falschen Hebel bediente. Während der ganzen Zeit maßen die Wissenschaftler mithilfe von jeweils 47 Elektroden die Hirnströme der Testteilnehmer.
Eine falsche Antwort rief im EEG der Probanden ein bestimmtes Muster hervor: Sowohl das Bewegungszentrum als auch der so genannte vordere cinguläre Cortex, der als eine Art Alarmsystem im Gehirn fungiert, reagierten auf den Fehler. Ein ähnliches Muster fanden die Forscher auch, wenn die Probanden den Fehler nicht selber machten, sondern eine falsche Reaktion eines anderen Teilnehmers beobachteten.
Diese Reaktion des Gehirns sei für das Lernen durch Beobachtung sehr wichtig, schreiben die Wissenschaftler. Auch in früheren Studien seien bereits Hinweise darauf gefunden worden, dass das Beobachten bestimmter Bewegungen nicht nur ein Bild im Sehzentrum erzeugt, sondern auch direkt das Bewegungszentrum aktiviert. Damit könne Beobachtung den gleichen Lerneffekt haben wie wirkliches „Learning-by-Doing“. Nach Ansicht von van Schie und seinen Kollegen spielen Fehler bei solchen Lernprozessen eine Schlüsselrolle, da die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse das zukünftige Verhalten prägen. Daher sei der beobachtete Mechanismus wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt des Lernprozesses.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel