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Bessere Gesundheit dank Depression

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Bessere Gesundheit dank Depression
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Die Börsenkurse brachen im Oktober 1929 ein (rot).
Während der Weltwirtschaftskrise 1930 bis 1933 stieg die Sterblichkeit in den USA nicht etwa an ? sie ging sogar etwas zurück. Das haben Forscher bei einer Analyse von Daten zu Sterbefällen und Todesursachen aus der Zeit dieser bisher größten weltweiten Wirtschaftskrise gezeigt. Demnach verbesserte sich in den Krisenjahren der durchschnittliche Gesundheitszustand der Amerikaner sogar etwas, fanden die Forscher von der Universität von Michigan in Ann Arbor heraus. Die Ergebnisse könnten gerade wegen der derzeit immer wieder gezogenen Vergleiche dieser „Great Depression“ (Große Depression) genannten Krise zu der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise interessant sein.

Nach den von einem wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichneten sogenannten Goldenen Zwanzigern kam es am 24. Oktober 1929, dem Schwarzen Donnerstag, zu einem Zusammenbruch der Aktienmärkte in den USA. Dieses Datum markiert den Beginn der tiefen Wirtschaftskrise, die bald die ganze Welt erfasste und einen extremen Einbruch bei den Finanzströmen und dem Welthandel zur Folge hatte. In den USA erreichte in den folgenden Jahren die Arbeitslosigkeit Werte von um die 25 Prozent, die Löhne brachen auf breiter Front ein. Viele Familien trieb die Krise in den finanziellen Ruin.

Doch die Auswirkung dieser Great Depression auf die Gesundheit der Menschen verhielt sich genau entgegengesetzt, wie man heute intuitiv annehmen würde, erklären die Wissenschaftler: Die Sterblichkeit in allen Altersstufen sank in den extremen Krisenjahren zwischen 1930 und 1933 ab, die Lebenserwartung stieg an, belegen die Zahlen der Forscher. Einzig bei der Selbstmordrate verzeichnen die Wissenschaftler einen Anstieg, was jedoch mit einem Anteil von zwei Prozent an allen Sterbefällen kaum ins Gewicht fällt.

Die Sozialwissenschaftler erklären dieses unerwartete Phänomen mit den gesundheitlich belastenden Folgen einer florierenden Wirtschaft ? gerade in dieser Zeit, in denen Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz und Arbeitsschutz in der Industrie noch keinen Stellenwert besaßen: So seien in den Jahren schnellen wirtschaftlichen Wachstums vor der Krise Arbeitsunfälle viel häufiger gewesen, sagen die Wissenschaftler. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen als typische Folgen von chronischem Stress, Schlafmangel infolge Schichtarbeit, starkem Rauchen und Alkoholkonsum traten häufiger auf als während der Krisenjahre. Zudem war in den Boomjahren der soziale Zusammenhalt in der Familie häufig schlechter, worunter unter anderem die Pflege älterer Menschen gelitten habe.

Die Forscher betonen jedoch, dass es sich bei dem beobachteten Zusammenhang lediglich um kurzzeitige Phänomene handelt. Generell behalte der in vielen Analysen bestätigte Grundsatz seine Gültigkeit, nach dem eine florierende Volkswirtschaft in der Regel auf lange Sicht auch gesündere Menschen hervorbringt.

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José Tapia Granados und Ana Diez Roux (Universität von Michigan, Ann Arbour) : PNAS, doi 10.10.73/pnas.0904491106 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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