Dieses Verhalten spiegelt ihrer Ansicht nach eine starke Neigung zum Altruismus in der sehr sozial organisierten Bienengesellschaft wider. Wie bereits aus früheren Untersuchungen bekannt, steuert der Botenstoff Octopamin, ein Verwandter des menschlichen Signalstoffs Dopamin, das soziale Verhalten von Insekten. Während er jedoch bei vielen Arten den Appetit anregt, also vor allem dem einzelnen Tier selbst nutzt, löst er bei Bienen einen gesteigerten Drang aus, ihren Artgenossen den Weg zu einer Futterquelle mitzuteilen ? ein sehr viel selbstloseres Verhalten also. Da Kokain dieses Verhalten ebenfalls verstärkt, vermuten die Wissenschaftler, dass die Droge einen Belohnungsschaltkreislauf ankurbelt, der sich im Lauf der Bienenevolution entwickelt hat, um eben dieses selbstlose Verhalten zu fördern.
Auch beim Menschen steuert das Belohnungszentrum das soziale Zusammenleben, betont Robinson. Zudem zeichnete sich in den Tests noch eine weitere Parallele zwischen den Insekten und den Menschen ab: Kokain erzeugt auch bei den Bienen schnell eine Abhängigkeit. So hatten die Insekten ohne die Droge überhaupt keine Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Vanille- und Zitronenduft zu erlernen. Mit Kokain hingegen blieb diese Aufgabe nur solange kein Problem, wie die Versorgung mit der Droge sichergestellt war. Sobald die Substanz jedoch abgesetzt wurde, stellten sich bei den Insekten Entzugserscheinungen ein und beeinträchtigten messbar die Lernfähigkeit. Bei Menschen kann bereits der einmalige Konsum von Kokain zu einer starken, psychischen Abhängigkeit führen.