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Bilanz der Säugetier-Biomasse

Erde|Umwelt

Bilanz der Säugetier-Biomasse
Säugetiere
Wilde Säugetiere in Afrika. © ugurhan/ iStock

Wildlebende Säugetiere sind nicht nur unsere nächsten tierischen Verwandten, sie gehören oft auch zu den am besten erforschten Tierarten weltweit. Trotzdem war bisher unklar, wie groß die Biomasse der Land- und Meeressäuger auf unserem Planeten ist. Jetzt zeigt eine umfassende Bilanz: Die Biomasse aller landlebenden, nicht domestizierten Säugetiere liegt bei 22 Millionen Tonnen, die der Meeressäuger bei 39 Millionen Tonnen. Damit übertrifft die Biomasse des Menschen die aller wildlebenden Landsäugetiere um fast das 20-Fache, das aller Meeressäuger um das Zehnfache. Die mit Abstand größte Biomasse bringen allerdings unsere Nutz- und Haustiere auf die Waage: Ihre Masse addiert sich auf rund 630 Millionen Tonnen, wie die Forscher berichten.

Angesichts des rapiden Artenschwunds ist es umso wichtiger, die existierenden Arten so gut wie möglich zu kennen und auch ihre Zahl und ihren Anteil an den irdischen Ökosystemen im Blick zu haben. Doch in unserem Wissen um die Tierwelt unseres Planeten gibt es erhebliche Lücken. Selbst bei den Säugetieren, die zu den am besten erforschten und ikonischsten Tieren gehören, sind die Daten unvollständig. So haben viele Studien zwar Verbreitung, Vielfalt und Artenzahl der landlebenden und marinen Säugetiere untersucht. Für die Biomasse der Säuger gab es bisher jedoch nur sehr grobe Schätzungen. „Die Biomasse ist aber eine gute Ergänzung zum Artenreichtum und anderen Indikatoren der Biodiversität“, erklären Lior Greenspoon vom Weizman Institute of Science in Israel und seine Kollegen. Denn die Biomasse liefere auch Informationen über die ökologischen Fußabdrücke und Häufigkeit auf globaler Ebene.

Hirsche, Wildschwein und Elefant unter den Top Drei

Deshalb haben Greenspoon und sein Team nun eine umfassende Bilanz aller wildlebenden Säugetiere auf unserem Planeten erstellt. Dafür nutzten sie Daten von knapp 400 Säugetierarten, für die detaillierte Angaben zur Häufigkeit und Biomasse vorliegen. Mithilfe eines Algorithmus ermittelten sie dann anhand von Körpergewicht und geschätzter Verbreitung die Biomasse für die restlichen rund 4.800 landlebenden Säugetierarten. Die Auswertung ergab: Die Biomasse aller wildlebenden Säugetierarten an Land liegt bei rund 22 Millionen Tonnen. Verglichen der Biomasse unserer eigenen Spezies ist dies wenig: Mit rund 390 Millionen Tonnen übertreffen wir Menschen unsere wilden Mitsäuger um fast das 20-Fache. Noch deutlicher ist die Diskrepanz gegenüber den Nutz- und Haustieren: Ihre Biomasse liegt bei 630 Millionen Tonnen – das ist fast das 30-Fache im Vergleich zu den wildlebenden Landsäugetieren, wie die Forscher berichten. Allein unsere Haushunde haben mit insgesamt 20 Millionen Tonnen fast die gleiche Biomasse wie alle wilden Säugetierarten zusammen. Die von uns gehaltenen Schweine wiegen mit 40 Millionen Tonnen schon fast doppelt so viel, wie die Forscher errechnet haben.

Unter den Top Ten der wildlebenden Landsäugetiere liegen drei Arten mit großem Abstand vorn: Der in Nordamerika häufige Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) mit 2,7 Millionen Tonnen, das Wildschwein mit 1,9 und der Afrikanische Elefant mit 1,3 Millionen Tonnen. „40 Prozent der Biomassse der wilden Landsäugetiere ist in nur zehn Arten konzentriert“, berichten Greenspoon und seine Kollegen. Sieben davon sind Paarhufer, darunter sind fünf Hirscharten. Die bei uns heimischen Rothirsche und Damhirsche liegen auf Platz sieben und acht der Top Ten. Nagetiere, Fledermäuse und andere in ihrer Arten- und Individuenzahl weit vorn liegende Tiergruppen machen bei der Biomasse dagegen nur einen geringen Anteil aus. „Obwohl mehr als 95 Prozent aller Säugetier-Individuen zu diesen kleinen Spezies mit weniger als einem Kilogramm Körpermasse gehören, machen sie weniger als ein Fünftel der gesamten Biomasse aus“, erklären die Biologen. „Fledermäuse machen beispielsweise ein Fünftel aller Säugetierarten und zwei Drittel ihrer Anzahl aus, aber sie tragen weniger als ein Zehntel zur gesamten Biomasse der wildlebenden Landsäugetiere bei.“

Wale dominieren die Biomasse im Meer

Auch bei den Meeressäugern machen wenige, große Arten den Großteil der Biomasse aus. Von den insgesamt 39 Millionen Tonnen Biomasse aller marinen Säugetiere entfallen 23 Millionen Tonnen – rund 60 Prozent – auf die Wale, wie Greenspoon und seine Kollegen ermittelt haben. Die Top Drei sind Finnwale mit acht, Pottwale mit sieben und Buckelwale mit vier Millionen Tonnen. Das größte Säugetier der Erde, der Blauwal, teilt sich den vierten Platz mit dem südlichen Zwergwal, beide bringen jeweils drei Millionen Tonnen auf die Waage. „Damit beleuchtet unsere Studie die Biomasseverteilung der wildlebenden Säugetiere auf unserm Planeten“, schreiben die Wissenschaftler. „Die Ergebnisse sind wichtig, um den globalen Status der Säugetiere zu erfassen und verschiedene Gruppen und Arten zu vergleichen.“

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Quelle: Lior Greenspoon (Weizman Institute of Science, Rehovot) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2204892120)

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