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Bioinvasoren: Kein Ende in Sicht

Menge und Tempo der Einschleppung neuer Arten nehmen zu

Bioinvasoren: Kein Ende in Sicht
Die Mandarinente (Aix galericulata) wurde aus Ostasien nach Europa eingeführt. (Foto: Tim Blackburn)
Weltweit nimmt die Ausbreitung nichtheimischer Tier- und Pflanzenarten rasant zu – und es ist kein Ende in Sicht. Denn wie Forscher festgestellt haben, ist der Pool an potenziellen Neobiota – Arten, die quasi schon an der Tür neuer Gebiete klopfen – längst noch nicht leer.

Viele Pflanzen und Tiere haben im Laufe der Geschichte neue Gebiete besiedelt. Einige davon wurden schon vor Jahrhunderten vom Menschen in andere Regionen gebracht, wie beispielsweise die Kartoffel, Tomaten oder andere aus Südamerika nach Europa eingeführte Nutzpflanzen. Aber viele Pflanzen und vor allem Tiere gelangen auch unbeabsichtigt in neue Gefilde, unter anderem durch den Schiffsverkehr und dem sich ausweitenden globalen Handel.

Das Problem: Einige dieser neu eingeschleppten Arten bringen die etablierten Lebensgemeinschaften durcheinander – mit oft fatalen Folgen für die heimischen Organismen und Ökosysteme. So bedrohen beispielsweise aus Europa eingeschleppte Ratten die Vogelwelt auf vielen tropischen Inseln, umgekehrt verdrängen Neuankömmlinge aus dem Insekten oder Krebsreich in Europa viele heimische Tierarten.

Mehr Einschleppungen als früher

Doch wie wird sich dieses Problem weiter entwickeln? Ist möglicherweise bald ein Ende in Sicht? Um das herauszufinden, haben Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und seine Kollegen einen globalen Datensatz mit rund 46.000 Einträgen von Sichtungen nicht-einheimischer Tier- und Pflanzenarten ausgewertet. Die Daten decken grob den Zeitraum der letzten fünfhundert Jahre ab – eine Zeit, in der der Mensch zunehmend auch entlegene Regionen erschlossen hat.

Das Ergebnis: Nicht-einheimische Tier- und Pflanzenarten – sogenannte Neobiota – sind weltweit weiter auf dem Vormarsch. In den Jahren 2000 bis 2005 hat die Zahl an neuen Nachweisen solcher Arten einen neuen Höchststand erreicht, die Tendenz ist weiter steigend. „In den Aufzeichnungen der letzten Jahre haben wir eine überraschend hohe Zahl an Arten gefunden, die erst in dieser Zeit zum ersten Mal in einem neuen Gebiet beobachtet wurden“, erklären die Forscher. Ein Viertel aller „Fremdlinge“ sind demnach erst vor kurzem eingetroffen.

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Pool ist noch lange nicht erschöpft

Hinzu kommt: Auch die Quellen, aus der diese neu eingeschleppten oder eingewanderten Arten stammen, sind noch lange nicht erschöpft. „Wir haben errechnet, dass zwischen einem und 16 Prozent aller existierenden Tier- und Pflanzenarten potentiell in der Lage sind, sich mit Hilfe des Menschen außerhalb ihrer Heimat anzusiedeln“, berichtet Franz Essl von der Universität Wien. „Das geringste Potential haben Weichtiere wie Schnecken und Muscheln, das größte Potential haben Säugetiere.“

Der Pool an potenziellen Neobiota – Arten, die quasi schon an der Tür neue Gebiete klopfen – ist demnach längst noch nicht leer. „Die Menschen bringen schon seit Tausenden Jahren Tiere und Pflanzen an neue Orte. Man könnte daher erwarten, dass die meisten Spezies, die das Potenzial zu Bioinvasoren haben, sich längst überall ausgebreitet haben“, sagt Tim Blackburn vom University College London. “ Aber das ist nicht der Fall.“

Maßnahmen helfen bisher nur begrenzt

Stattdessen haben aufgrund des globalen Handels immer mehr Arten die Gelegenheit, in neue Gebiete eingeschleppt zu werden. „Die große Herausforderung ist nun, durch Handelsregelungen und Zollinspektionen die zunehmende Verschleppung von Neobiota zu reduzieren. Dabei geht es um jene Arten, die problematisch werden könnten. Dies erfordert deutlich höhere Anstrengungen als bisher“, fasst Essl zusammen.

Bisherige Maßnahmen gegen Bioinvasoren haben zwar dabei geholfen, die Zahl der Neuankömmlinge aus bereits bekannten Quellen wie Nordamerika oder Europa einzugrenzen. Aber gerade Tiere und Pflanzen aus den sich schnell entwickelnden Schwellenländern Asiens mit ihrem aktiven Welthandel werden vermutlich in Zukunft rasant zunehmen, wie die Biologen erklären.

Quellen: Universität Wien, University College London, Fachartikel: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1719429115

© natur.de – Nadja Podbregar
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