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Bisphenol A: Ersatzstoff ist auch schädlich

Plastikzusatz Bisphenol S wirkt ebenfalls als endokriner Disruptor

Bisphenol A: Ersatzstoff ist auch schädlich
Bisphenol C
Der Ersatz für den Plastik-Zusatzstoff Bisphenol A könnte ebenfalls hormonähnliche Wirung haben. (Foto: Alekss/ Fotolia)
Auch wenn auf einem Plastikprodukt „frei von Bisphenol A“ steht, könnte es gesundheitsschädlich sein. Denn der inzwischen häufig eingesetzte Ersatzstoff Bisphenol S hat ebenfalls eine hormonähnliche Wirkung. Das belegen Studien an Fischen und Fadenwürmern. Der Ersatzstoff sei daher keine echte Alternative, warnen Forscher.

Der Plastik-Zusatzstoff Bisphenol A (BPA) gilt als endokriner Disruptor – als Chemikalie, die hormonähnlich wirkt und deshalb störend in die Regelkreise des Körpers eingreift. Wegen dieser Wirkungen und ersten Verboten von Bisphenol A in Produkten für Kinder, haben Kunststoffhersteller bereits vor einiger Zeit damit begonnen, nach Ersatzstoffen für das Bisphenol A zu suchen.

Hormonwirkung bei Fischen

Deshalb ist inzwischen in vielen Kunststoff-Produkten das chemische sehr ähnliche Bisphenol S (BPS) enthalten. Beworben werden diese Plastikgegenstände dann oft mit dem Aufdruck: „frei von Bisphenol A“. Doch wie dieser Ersatzstoff tatsächlich auf den Hormonhaushalt von Mensch und Tier wirkt, wurde offenbar nicht ausreichend getestet. Denn wie sich jetzt in mehreren Studien zeigt, hat auch der Ersatzstoff eine hormonähnliche Wirkung.

Bereits Anfang dieses Jahres hatten Forscher der University of California in Los Angeles die Wirkung von Bisphenol S auf Fischembryos und Fischlarven untersucht. Dafür ließen sie diese in Wasser heranreifen, das mit umwelttypischen Konzentrationen von BPA oder BPS versetzt war. Das Ergebnis: Sowohl das bekanntermaßen hormonähnlich wirkende BPA als auch der vermeintlich harmlosere Ersatzstoff BPS beeinträchtigten die Entwicklung der Fische und beeinflussten die Aktivität der für die Fortpflanzung zuständigen Gene. Beide Chemikalien beeinflussten zudem das Östrogen-System der Tiere und auch deren Schilddrüsenhormone.

Gestörte Fortpflanzung bei Fadenwürmern

In einem weiteren Experiment zogen die Forscher Fadenwürmer in Nährlösungen mit Bisphenol A oder S auf – ebenfalls in den Konzentrationen, wie sie typischerweise auch im Blut von Menschen nachgewiesen werden. Als die Würmer ausgewachsen waren, testeten sie, wie gut diese sich fortpflanzten.

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Das Ergebnis hier: „Ähnlich wie bei BPA verursachte BPS schwere Defekte, darunter ein Absterben der Keimzellen und den verfrühten Tod von Embryos“, berichten die Forscher. Die Fortpflanzung der Fadenwürmer war dadurch klar beeinträchtigt. Sie legten weniger Eier und bekamen weniger Nachwuchs, weil es während der Embryonalentwicklung zu Gendefekten und gestörter Regulation kam.

Diese Effekte traten bei Bisphenol S sogar in niedrigeren Konzentrationen auf als bei Bisphenol A, wie die Wissenschaftler berichten. Zudem wirkt der Ersatzstoff offenbar über andere Mechanismen, wie die Analysen der Genaktivität nahelegen. Nach Angaben der Forscher sind die gestörten Prozesse und Gene bei den Fadenwürmern denen beim Menschen sehr ähnlich. Dies lasse befürchten, dass die Wirkung auch bei uns vergleichbar sein könnte.

Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben?

„Diese Ergebnisse wecken neue Besorgnis über die Sicherheit von Ersatzstoffen für Bisphenol A und über das Risiko, dass mit einer Belastung durch diese Stoffe für den Menschen zu rechnen ist“, konstatieren die Forscher. Nach Ansicht beider Teams ist Bisphenol S weder genügend getestet, noch eine echte Alternative zu Bisphenol A. Denn auch der Ersatzstoff wirkt offenbar als endokriner Disruptor.

„Diese Studien verdeutlichen den Haudrauf-Ansatz, der vielfach beim Ersatz von Chemikalien in Konsumprodukten zum Einsatz kommt“, sagt Patrick Allard von der University of California in Los Angeles. Auf der Suche nach schnellen und einfachen Lösungen versucht man, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Quelle: University of California – Los Angeles, Fachartikel: PLOS Genetics, doi: 10.1371/journal.pgen.1006223

© natur.de – Nadja Podbregar
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