Statt den bitteren Geschmack zu überdecken, versuchen Wissenschaftler daher bereits seit einiger Zeit, Stoffe zu finden, mit der sich die Wahrnehmung auf der Zunge verändern lässt. Einige wenige dieser Bitter-Blocker sind bereits auf dem Markt, darunter auch einer namens GIV3727. Er unterdrückt den bitteren Nachgeschmack, den künstliche Süßstoffe wie Saccharin oder Sucralose mit sich bringen. Allerdings ist er nicht besonders gut löslich, so dass die Chemiker und Molekularbiologen um Ioana Ungureanu aus Cincinnati nach Alternativen und besser einsetzbaren optimierten Varianten suchten.
Man sei relativ schnell fündig geworden, berichtete die Wissenschaftlerin: Der neue Bitter-Blocker gehört zu einer Gruppe sehr leicht löslicher Substanzen, die ebenfalls direkt an den Geschmacksknospen der Zunge wirken. Die Chemikerin erläutert: Allein für die verschiedenen Nuancen des bitteren Geschmacks seien mittlerweile 27 Rezeptoren identifiziert, an denen Bitterstoffe andocken können und so den bitteren Geschmackseindruck erregen. Einige dieser Rezeptoren deaktiviert der neue Blocker, GIV3616 getauft, so dass sie den bitteren Geschmack nicht mehr signalisieren. Dabei ist die neue Substanz besonders effektiv: „Sie blockiert Geschmackseindrücke mit zehnmal weniger Material, als wir vorher benötigt haben“, erläuterte Ungureanu.
Die neue Entdeckung soll nicht nur Medikamente weniger abstoßend machen, sondern auch sogenannten Superschmeckern zugutekommen, die von Geburt an besonders empfindlich auf bitteren Geschmack reagieren. „Neue Studien legen nahe, dass beinahe 25 Prozent der Bevölkerung als Superschmecker gelten“, betonte Ungureanu, die allerdings als Angestellte eines großen Aroma- und Duftstoffherstellers ein gewisses kommerzielles Interesse an einer Vermarktung des Bitter-Blockers haben dürfte.