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Blinde Flecken im Artenschutz

Biodiversitäts-Forschung ist nicht richtig verteilt

Blinde Flecken im Artenschutz
Madagaskar
Der Regenwald in Madagaskar ist eier der Hotspots der Artenvielfalt. (Foto: Jalvarezg/ Fotolia)
Forschung an der falschen Stelle? Wenn es um die Erforschung der Artenvielfalt und deren Erhaltung geht, existieren noch reichlich blinde Flecken auf der Landkarte. Sie jedoch liegen ausgerechnet dort, wo die Biodiversität am größten ist – und am stärksten gefährdet, warnen Biologen.

Die Artenvielfalt ist auf unserem Planeten nicht gleichmäßig verteilt – davon zeugen Hotspots der Biodiversität wie Madagaskar oder einige Regionen Mittelamerikas. Auch die Gefährdung dieses Artenreichtums ist regional unterschiedlich. „Deswegen benötigen einige Gebiete vergleichsweise größere wissenschaftliche Aufmerksamkeit“, erklärt Kerrie Wilson von der University of Queensland in Brisbane. Denn nur, wenn man weiß, was in einem Gebiet lebt, kann man es auch adäquat schützen.

Doch leider wird die meiste Forschung zum Artenschutz nicht dort durchgeführt, wo sie am dringendsten gebraucht würde, wie Wilson und ihre Kollegen nun festgestellt haben. Für ihre Studie werteten sie mehr als zehntausend wissenschaftliche Veröffentlichungen aus 1.000 verschiedenen Fachjournalen aus, die im Jahr 2014 erschienen sind.

Wissen fehlt dort, wo es am meisten nötig ist

Das Ergebnis ist wenig ermutigend: Die fünf artenreichsten und für den globalen Artenschutz wichtigsten Länder – Ecuador, Panama, Costa Rica, die Dominikanische Republik und Papua-Neuguinea, tauchen in nur 1,9 Prozent aller Publikationen als Forschungsgegenstand auf. Dafür sind Länder mit eher geringerer übergeordneter Bedeutung für die Biodiversität wie die USA, stark überrepräsentiert.

Ähnlich ist es bei den Regionen, die für den Erhalt der Säugetier-Vielfalt am wichtigsten sind: Madagaskar, Indonesien, Peru, Mexiko und Australien wurden nur in knapp zwölf Prozent der Studien untersucht, gemessen an ihrem Tierbestand, wären aber mindestens 37 Prozent nötig, so die Forscher. Hinzu kommt, dass die existierenden Studien oft entweder in wenig bedeutenden Journalen erscheinen oder aber nur für wenige zugänglich sind – auch dadurch geht das Wissen verloren.

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„Drastisches Missverhältnis“

Insgesamt zeigt sich ein drastisches Missverhältnis von dem, was nötig wäre und dem, was getan wird. „Länder, in denen wir am meisten an Artenvielfalt verlieren können, sind stark unterrepräsentiert“, warnen Wilson und ihre Kollegen. „Das aber schwächt unsere Fähigkeit, diese natürlichen Ökosysteme zu schützen und zu erhalten – die letztlich auch unser Wohlergehen stützen.“

Gleichzeitig warnen die Forscher, dass das in der Biodiversitäts-Konvention niedergelegte Artenschutzziele so nicht zu erreichen sein werden. Zu diesen gehört auch mehr Transparenz und geteiltes Wissen über die Artenvielfalt und die Verluste weltweit. Doch angesichts der zahlreichen weißen Flecken auf der Forschungslandkarte sei das kaum zu schaffen, sagt Wilson.

Es gibt Lösungen

Aber wie die Biologen betonen, gibt es durchaus Lösungen für das Problem. So sollten gerade Studien zur Artenvielfalt vermehrt als frei für alle zugängliche „Open Access“-Publikationen veröffentlicht werden. Das verbessert die Sichtbarkeit und den Wissenstransfer. Gleichzeitig sei es wichtig, in den bisher unterrepräsentierten Ländern bessere Voraussetzungen für die Forschung zu schaffen – durch finanzielle Hilfen, Forschungsförderung und Ähnliches.

„Wir werden die Situation nicht ändern, indem wir sie einfach ignorieren“, betont Wilson. „Die größte Chance, die Lage in der Artenschutz-Forschung zu verbessern liegt darin, in diesen Ländern mehr Geld in die Forschung zu investieren – ob durch private Geldgeber, die Regierungen oder Spenden.“

Quelle: PLOS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.1002413

© natur.de – Nadja Podbregar
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