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Blühender Beitrag zum Klimaschutz

Landwirtschaft

Blühender Beitrag zum Klimaschutz
Am Rand eines Maisfeldes sorgt dieser Blühstreifen für mehr Biodiversität – und mehr. © Christopher Poeplau, Thünen-Institut

Die segensreiche Wirkung geht über Natur und Landwirtschaft hinaus: Zu den ökologischen Positivwirkungen von artenreichen Blühstreifen am Rande von Ackerflächen gehört auch die langfristige Bindung von Kohlenstoff in Form von Humus, zeigt eine Studie. Der Beitrag für den Klimaschutz ist damit ein weiteres Argument beim Ziel, mehr Flächenanteile in der Landwirtschaft für Blühstreifen bereitzustellen, sagen die Wissenschaftler.

Sie bilden Oasen in den Wüsten der Monokulturen: Streifen mit naturnaher Vegetation können zahlreichen Pflanzen- und Tierarten ein Zuhause bieten und damit auch den ästhetischen Erholungswert der Agrarlandschaft für den Menschen steigern. In den Streifen wachsen Blühmischungen, die im Rahmen von Agrarumwelt- oder Naturschutzmaßnahmen eingesät werden und in erster Linie die Vielfalt von Pflanzen und bestäubenden Insekten erhöhen sollen. Wie Studien gezeigt haben, können Blühstreifen aber auch in vielschichtiger Weise für weitere günstige Effekte sorgen: Sie verbessern Ökosystemleistungen und tragen damit zur Nachhaltigkeit im Landbau bei. Dies kann sich sogar ökonomisch lohnen: Durch die Förderung von Bestäuberinsekten und Feinden von Schädlingen lassen sich in den von Blühstreifen flankierten Anbauflächen in einigen Fällen die Erträge steigern.

Die Biomasse im Visier

Zu einem weiteren Positiveffekt gab es bisher allerdings keine genaueren Untersuchungen: Blühstreifen produzieren Biomasse, in der Kohlenstoff gebunden ist, der aus der Verarbeitung des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Atmosphäre stammt. Das ober- und unterirdische Pflanzenmaterial wird im Gegensatz zu Erntegut nicht vom Feld entfernt und weiterverarbeitet, sondern durch landwirtschaftliche Maßnahmen meist wieder in den Boden eingearbeitet. Dort wird es dann zum Teil in Humus umgewandelt, in dessen organischen Verbindungen der Kohlenstoff langfristig gebunden bleibt. Ein Forscherteam unter der Leitung des Thünen-Instituts in Braunschweig ist nun der Frage nachgegangen, wie viel Biomasse in Blühstreifen gebildet wird und in welchem Ausmaß sie dadurch zur Bindung von Kohlenstoff in Form von Humus beitragen können.

Im Rahmen ihrer Studie haben die Wissenschaftler zunächst die Artenzusammensetzung und die ober- und unterirdische Biomassenbildung von 23 Test-Blühstreifen an verschiedenen Standorten in Deutschland untersucht. „Dabei haben wir unter anderem aus Hunderten von Bodenproben mühsam die Wurzeln herauswaschen“, berichtet Seniorautor Christopher Poeplau vom Thünen-Institut. So konnte das Team nun erstmals den Biomasseaufwuchs von Blühstreifen auf der Basis valider Daten einschätzen.

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Sie kamen zu dem Ergebnis, dass diese Pflanzenbestände durchschnittlich eine Biomasse von knapp acht Tonnen pro Hektar im Jahr hervorbringen. An manchen Standorten können es sogar 19 Tonnen sein. Interessant war dabei der Zusammenhang zwischen pflanzlicher Biodiversität und Gesamtbiomasse: Je mehr Gräser sich in die Blühstreifen mischten, desto höher war die Gesamtbiomasse und somit die Humuswirkung. Allerdings ist dabei zu betonen, dass bei einer starken Ausbreitung von Gräsern die Biodiversität in den Mischungen und der „Blühfaktor“ abnehmen. „Innerhalb eines Blühstreifens ist es deshalb wohl nicht möglich, sowohl die biologische Vielfalt der Pflanzen als auch die Kohlenstoffbindung zu maximieren“, schreiben die Forscher.

Bisher übersehener Positiv-Aspekt

Grundsätzlich zeichnet sich aber dennoch ein erheblicher Positiveffekt von Blühstreifen ab, wie die weiteren Studienergebnisse belegten. Die Forscher errechneten dabei anhand von Daten und Modellen, wie viel der Biomasse tatsächlich in Humus umgesetzt wird. Um die längerfristige Wirkung deutschlandweit abzuschätzen, integrierte das Team außerdem Informationen in seine Modelle, die im Rahmen der Bodenzustandserhebung der Landwirtschaft gewonnen wurden. Sie umfassen die Bewirtschaftung von zahlreichen Ackerstandorten der letzten zehn Jahre sowie Daten zu Bodenkohlenstoffvorräten. Auf insgesamt 1500 Ackerstandorten ließen die Wissenschaftler dann Blühstreifen „fiktiv“ wachsen und erfassten die Effekte.

Im Mittel ergab sich daraus für die nächsten 20 Jahre eine jährliche Anreicherung von 0,5 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar Blühstreifen. Dies entspricht wiederum 1,8 Tonnen aus der Atmosphäre entfernten Kohlendioxids, erklären die Forscher. „Zurzeit sind rund ein Prozent der deutschen Ackerfläche mit Blühstreifen bewachsen“, sagt Poeplau. Aus den Hochrechnungen der Forscher geht nun hervor, dass wenn ein weites Prozent der deutschen Ackerfläche in Blühstreifen verwandelt würde, jährlich 240.000 Tonnen Kohlendioxid zusätzlich im Boden gebunden werden könnten. „Dies entspricht knapp 0,5 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft“, sagt Poeplau. Nach dem Prinzip „jeder Beitrag zählt“, kommen die Forscher zu dem Fazit: Der positive Klimaeffekt lässt Blühstreifen nun noch attraktiver erscheinen.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, Fachartikel: Plant Soil, doi:

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