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Brandgefährlicher Torf

Erde|Umwelt

Brandgefährlicher Torf
Durch gewaltige Torffeuer in Indonesien sind allein im Jahr 2006 900 Millionen Tonnen des Klimagases Kohlendioxid freigesetzt worden ? das entspricht den gesamten CO2-Emissionen Deutschlands in jenem Jahr. Zu diesem Schluss sind Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer neuen Studie gekommen. Mit Hilfe einer neuen lasergestützten Messmethode gelang es den Wissenschaftlern um Florian Siegert erstmals, die Gesamtmenge des 2006 verbrannten Torfes zu bestimmen und daraus die Menge freigesetzten Kohlendioxids abzuleiten, berichtet die Universität. Politisch rückt damit nach Ansicht der Forscher der Schutz tropischer Torfsumpfwälder wieder stärker in den Fokus der Klimadiskussion: Das Ausmaß der meist von Menschen verursachten Brände würde durch die zunehmende Entwässerung ganzer Landstriche zum Gewinn von Ackerfläche stark begünstigt.

Wegen der großen Mengen gespeicherten Kohlenstoffs wurde Torf in unseren Breiten jahrhundertelang als Brennstoff genutzt. Die größten Torfvorkommen finden sich jedoch nicht in Mitteleuropa, sondern in den Tropen, nämlich geschätzte 30 bis 45 Millionen Hektar, davon die Hälfte in Indonesien. Dort werden seit Jahren ganze Landstriche künstlich entwässert, um mehr Ackerland zu gewinnen ? eine Entwicklung, die besonders in Kombination mit den immer häufiger werdenden Trockenperioden im Wortsinne eine brandgefährliche Angelegenheit ist: Die meist von Menschen gelegten Feuer breiten sich dadurch in Windeseile unkontrolliert aus. “Der steigende Bedarf an Palmöl, eingeleitet durch die Nachfrage nach günstigen Biokraftstoffen, wird diese Situation ernsthaft verschärfen, wie die erneuten Brände dieses Jahres gezeigt haben”, berichtet Siegert, denn für die Plantagen werden noch mehr landwirtschaftliche Flächen gebraucht.

Da die von den Bränden im Jahr 2006 betroffenen Gebiete nur schwer zugänglich sind, lagen bislang keine verlässlichen Daten darüber vor, wie viel Torf tatsächlich vernichtet wurde. Vom Hubschrauber aus ermittelten die Wissenschaftler nun mit Hilfe eines Laserscanners die durchschnittliche Brandtiefe der dem Feuer anheim gefallenen Flächen und errechneten daraus die Menge an freigesetztem CO2. Die rund 900 Millionen Tonnen Kohlendioxid, die demnach in die Atmosphäre gelangten, entsprechen rund 16 Prozent aller Emissionen, die nach Angaben des Weltklimarats IPPC im Jahr 2006 weltweit durch Entwaldung freigesetzt wurden. Diese Daten sind von hoher Brisanz, vor allem angesichts der Tatsache, dass bei Entwaldung und Brandrodung bislang vor allem der vernichtetet Wald betrachtet wird, obwohl in den Torfschichten ? je nach ihrer Dicke ? bis zu 20 Mal mehr Kohlenstoff gespeichert sein kann als in der gleichen Fläche Baumbestand.

ddp/wissenschaft.de – Mascha Schacht Florian Siegert (Ludwig-Maximilians Universität, München) et al.: PNAS, doi: 10.1073/pnas.0906457106
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