Auch aus dem virtuellen Geplänkel in Chatrooms können echte Freundschaften und Liebesbeziehungen entstehen, stellen Psychologen auf der Jahreskonferenz der British Psychological Society in Blackpool fest. Obwohl es in den virtuellen Plauderstätten nicht immer mit der reinen Wahrheit zuginge, seien die Gespräche im Netz im Großen und Ganzen überraschend ehrlich und eine gute Grundlage für eine “reale” Beziehung.
Der Psychologe Jeffrey Gavin von der Universität Bath hatte mehr als 40 junge Erwachsene interviewt, die regelmäßig chatteten. Entgegen der weitläufigen Meinung, logen die meisten Chatter hinsichtlich ihres Aussehens nur geringfügig. Die allermeisten schummelten lediglich ein wenig, was ihre Größe oder Haarfarbe anging. Männer tendierten dazu, sich blond und blauäugig zu machen. Frauen “blondierten” sich ebenfalls und “idealisierten” ihre Oberweite.
Insgesamt begegnen sich Menschen im Netz offen und ehrlich, so das Resümee der Psychologen. Männer könnten online sogar ehrlicher über ihre Gefühle reden als sonst. Frauen fiele es virtuell leichter über Sex zu plaudern. Weil sich die beiden potentiellen Partner durch die Online-Begegnungen schon so gut kennen, gebe es bei realen Treffen kaum böse Überraschungen. Die Beziehungen, die im Netz entstünden, seien auch nicht oberflächlicher als andere.
Drei Viertel der Interviewten berichteten, dass sich aus den Online-Bekanntschaften enge Freundschaften oder Beziehungen entwickelt hatten. Die meisten der Freundschaften existierten auch außerhalb des Internets. Ein Paar hatte sich sogar verlobt.
Irina Lorenz-Meyer