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CO2-Emissionen von Gebäuden auf neuem Höchststand

Erde|Umwelt

CO2-Emissionen von Gebäuden auf neuem Höchststand
Gebäude
Gebäude sind für einen beträchtlichen Teil des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich.© cgtoolbox/ iStock

Der Gebäudesektor hinkt im Klimaschutz hinterher: Trotz steigender Investitionen in die Energieeffizienz haben die CO2-Emissionen der Gebäude im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht. Allein die weltweit bestehenden Gebäude waren für zehn Gigatonnen CO2-Emissionen verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Global Status Report for Buildings and Construction des UN-Umweltprogramms. Hinzu kommen weitere Emissionen des Gebäudesektors, etwa für Materialien wie Stahl, Beton und Zement. Die Expertenkommission empfiehlt, Energieeffizienz und nachhaltige Materialien noch stärker zu priorisieren als bisher, um die Klimaziele einzuhalten.

Bestehende und neu errichtete Gebäude sind für hohe CO2-Emissionen verantwortlich: Im laufenden Betrieb benötigen Gebäude Energie für Heizung, Kühlung, Beleuchtung und Geräte. Für ihren Bau sind zudem in den meisten Fällen Materialien wie Stahl, Beton und Zement erforderlich, deren Gewinnung und Herstellung ebenfalls sehr energieintensiv ist. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, soll der Gebäudesektor bis 2050 dekarbonisiert werden. Anlässlich der vom 6. bis 18. November stattfindenden UN-Klimakonferenz in Ägypten hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) nun den Report „2022 Global Status Report for Buildings and Construction“ veröffentlicht, der die Entwicklungen des Sektors darstellt und Empfehlungen gibt.

Höchststand von 2019 übertroffen

Dem Bericht zufolge erreichten die durch Gebäude verursachten Emissionen 2021 mit zehn Gigatonnen CO2 einen neuen Höchststand – zwei Prozent über dem vorherigen Höchststand von 2019 und fünf Prozent über dem Stand von 2020, als die Emissionen bedingt durch die Covid-19-Pandemie leicht zurückgegangen waren. Damit vergrößert sich die Kluft zwischen dem angestrebten Weg der Dekarbonisierung und den tatsächlichen Emissionen des Sektors.

„Die jahrelangen Warnungen vor den Auswirkungen des Klimawandels sind Realität geworden“, schreibt die UNEP-Exekutivdirektorin Inger Andersen im Vorwort zum Bericht. „Im Jahr 2022 erlebten wir Hitzewellen auf der ganzen Welt. Wir sahen Waldbrände, die Wälder, Häuser und Leben zerstörten. Wir haben Dürren erlebt, die die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen bedrohen. Wenn wir die Emissionen nicht rasch im Einklang mit dem Pariser Abkommen senken, werden wir in noch größere Schwierigkeiten geraten.“

Positive und negative Trends

Der Bericht verzeichnet sowohl positive als auch negative Trends: So gingen der Energiebedarf und die Emissionen im Gebäudesektor pro Quadratmeter gegenüber 2015 etwas zurück, vor allem dank Investitionen in energieeffizientere Technologien in Gebäuden. Diese Investitionen stiegen gegenüber 2020 um 16 Prozent an, auf 237 Milliarden US-Dollar. Zugleich vergrößerte sich allerdings die bebaute Gesamtfläche in einem Ausmaß, das deutlich höhere CO2-Emissionen verursachte als durch Energieeffizienzmaßnahmen eingespart wurde: 2021 umfassten alle Gebäude der Welt 242.000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Größe Großbritanniens. Gegenüber 2015 steigerte sich die weltweite Gebäudefläche um 24.000 Quadratkilometer, mehr als die halbe Fläche der Schweiz.

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Aktuell entfallen auf den Gebäudesektor 40 Prozent des europäischen Energiebedarfs; 80 Prozent davon werden bislang durch fossile Brennstoffe erzeugt. „Dies macht den Sektor zu einem Bereich, in dem sofortige Maßnahmen, Investitionen und Strategien zur Förderung der kurz- und langfristigen Energiesicherheit erforderlich sind“, heißt es in dem Bericht. Gerade angesichts des Kriegs in der Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise gewinnt das Thema den Autoren zufolge an Bedeutung. Andersen sieht in der Energiekrise Chance und Herausforderung zugleich: „Beispielsweise machen steigende Kosten für fossile Brennstoffe weitere Investitionen in die Energieeffizienz attraktiver – auch wenn der Kaufkraftschwund die Investitionen bremsen könnte.“

Empfehlungen für eine nachhaltige Zukunft

Einen Lösungsansatz sehen die Autoren darin, dass Regierungen durch finanzielle und nicht-finanzielle Entlastungen Anreize für Investitionen in emissionsarme Gebäude schaffen. Zudem empfehlen sie verbindliche Gebäudeenergievorschriften. Diese gibt es bislang nur in 26 Ländern, darunter auch in Deutschland. Für weitere Einsparungen sei überdies wichtig, den CO2-Fußabdruck von Baumaterialien zu verringern und verstärkt auf nachhaltige, emissionsarme Materialen zu setzen. Die Autoren empfehlen, dass sich Koalitionen nationaler Interessengruppen bilden, die Ziele und Strategien für einen nachhaltigen Gebäudesektor zu entwickeln.

„Uns läuft die Zeit davon, um die dreifache Krise unseres Planeten aus Klimawandel, Umweltverschmutzung und dem Verlust von Natur und biologischer Vielfalt in den Griff zu bekommen“, schreibt Andersen. „Und ja, der Gebäudesektor tut nicht genug, um sich zu ändern. Doch wenn er die Empfehlungen in diesem Bericht befolgt, kann der Sektor aufholen und Gebäude schaffen, die kohlenstofffrei, ressourceneffizient und widerstandsfähig sind.“

Quelle: 2022 Global Status Report for Buildings and Construction, United Nations Environment Programme

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