Sexueller Erfolg hat für Grillenmännchen schwere Nebenwirkungen: Besonders kräftige Exemplare können zwar schon früh anfangen zu singen und damit erfolgreich Weibchen anlocken, doch sie zahlen einen hohen Preis für diesen Erfolg. Der Werbegesang zehrt so an ihren Kräften, dass sie früher sterben als ihre weniger starken Artgenossen. Das fanden John Hunt von der Universität von New South Wales in Sydney und seine Kollegen bei Versuchen mit australischen Feldgrillen heraus. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Wissenschaftler im Fachmagazin Nature (Ausg. 432, 23. Dezember, S. 1024).
Die Forscher gaben 600 australischen Feldgrillen entweder proteinarmes, normales oder besonders proteinreiches Futter. Bis zur Verpuppung waren die Grillen, die proteinreichere Ernährung erhielten, schwerer, größer und gesünder als ihre Artgenossen. Doch schon zehn Tage nach dem Ausschlüpfen hatte sich die Situation umgekehrt: Die wohlgenährten Grillen waren sehr früh stark genug, um die Nächte durchzusingen und verwendeten ihre Energie fast nur noch für ihren unermüdlichen Werbegesang. Nach jeder durchsungenen Nacht verloren sie an Gewicht. Den großen Energieverlust konnten sie nur zum Teil wieder durch ihre proteinreiche Nahrung hereinholen und starben bald.
Die schlechter ernährten Männchen wuchsen hingegen langsamer und waren daher erst fünf Tage später fit für den Werbegesang. Dafür lebten sie länger als ihre sangeskräftigen Artgenossen. Für sie war das dennoch kein wirklicher Vorteil, denn die starken Feldgrillen hatten in ihrem kurzen Leben länger und häufiger gesungen als ihre langlebigeren Artgenossen. Damit hätten sie in der freien Natur auch mehr Weibchen anlocken und begatten können, schreiben die Forscher. Das lange Leben sei bei Feldgrillen daher kein Zeichen für Durchsetzungskraft und sexuellen Erfolg.
ddp/bdw ? Anke Biester